Schumi, der Bruchpilot

Beim sensationellen Sieg des jungen Venezolaners Pastor Maldonado patzt Schumacher, scheidet aus – und schiebt die Schuld auf Bruno Senna. Vettel wird beim Grand Prix in Barcelona Sechster
Filippo Cataldo |
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Beim sensationellen Sieg des jungen Venezolaners Pastor Maldonado patzt Michael Schumacher, scheidet aus – und schiebt die Schuld auf Bruno Senna. Vettel wird beim Grand Prix in Barcelona Sechster

BARCELONA 1994 widmete Michael Schumacher seinen ersten Weltmeister-Titel der einige Monate zuvor tödlich verunglückten Formel-1-Legende Ayrton Senna. Für Sennas Neffen Bruno hatte Schumacher am Sonntag nur ein Wort übrig: „Idiot!”

In der 13. Runde des Europa-Auftaktrennens in Barcelona, das sensationell der Venezolaner Pastor Maldonado (Williams) vor Ferrari-Star Fernando Alonso gewann, war der Rekordweltmeister beim Überholversuch in den Williams des Brasilianers gekracht. Ein Auffahrunfall kurz vor der Kurve, bei dem die Schuldfrage zunächst eigentlich recht klar schien.

Doch in der Formel 1 gelten offensichtlich andere Gesetze als im Straßenverkehr. Glaubt zumindest Schumi. „Klar, war ich hinter ihm, aber ich habe mir die Szene gerade nochmal angeschaut”, sagte Schumacher noch, während das Rennen lief, „ich war im Windschatten und er hat kurz vor der Kurve zum zweiten Mal die Richtung gewechselt. Mitten im Bremspunkt ist er nach links gezogen, ich hatte keine Chance mehr, auszuweichen. Er ist mir auf eine Art und Weise vors Auto gefahren, die inakzeptabel ist”, sagte der immer noch aufgebrachte Altstar, der indirekt sogar eine Strafe für Senna forderte. „Ich denke, wir werden uns später bei den Rennkommissaren treffen. Es ist ja schon das zweite Mal, dass ich mit ihm aneinandergeraten bin.” Schon bevor er seinen havarierten Boliden verließ, hatte Schumacher sauer sein Lenkrad weggeworfen.

Doch unabhängig von der Schuldfrage, bleibt als Zwischenbilanz dieser Saison der Fakt, dass Schumacher mehr und mehr zum Bruchpilot wird. Im fünften Rennen war es in diesem Jahr schon sein dritter Ausfall, insgesamt holte der 43-Jährige bisher nur magere zwei Pünktchen.

Doch ausgerechnet in dieser Saison, die zur verrücktesten und spannendsten der letzten Jahrzehnte zu werden verspricht, scheint Schumacher nur zum Statisten zu taugen: Der selbst Experten ziemlich unbekannte Maldonado, ein Pay-Driver aus Venezuela, der sein Cockpit vor allem wegen der Millionen-Mitgift seines Staatspräsidenten Hugo Chavez bekommen hatte, war bereits der fünfte Sieger im fünften Rennen, Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel musste sich dagegen mit Rang sechs begnügen .

Dabei hat der Rekordweltmeister im dritten Jahr seines Comebacks zum ersten Mal ein Auto, das für Siege oder zumindest Podestplätze gut ist. Sein Teamkollege Nico Rosberg gewann sensationell das Rennen in China, am Sonntag wurde er Siebter. Und Schumi, der sich noch nicht entschieden hat, ob er seinen auslaufenden Vertrag verlängern will? Scheint sich mehr und mehr eingerichtet haben in seiner Rolle des rasenden Adabeis. „Podium? Mal schauen”, sagte er am Sonntag einfach nur lachend auf die Frage des RTL-Moderators Kai Ebel unmittelbar vor dem Rennen, ob eine Podiumsplatzierung in Barcelona möglich sein könnte. Früher undenkbar!

Doch Schumacher ist nicht mehr der überehrgeizige Kannibale der Rennstrecken, der von allen Rivalen gefürchtet wird. Als er sich nach dem Rennen in Bahrain lautstark über die schnell abbauenden Reifen in der Formel 1 beschwerte, widersprachen ihm sogar Rosberg und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Michael wird dieses Jahr noch gewinnen”, ist sich zwar die Formel-1-Legende und RTL-Experte Niki Lauda sicher. Doch dafür müsste der Altstar ein Rennen auch mal zu Ende fahren. 

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