Schumi-Comeback? Fit genug wäre er!
Nach Massas Horror-Crash fordern Experten die Rückkehr von Michael Schumacher in den Ferrari.Der Rekordweltmeister dementiert nicht – und Ecclestone hofft schon auf neue Einnahmequellen
BUDAPEST Die Lichtgestalt war zu Hause in Gland am Genfer See, als er die Rufe vernahm. Michael Schumacher hätte es sich einfach machen können, er hätte die ebenso verrückt wie genial klingende Idee, dass er nach dem schweren Unfall von Felipe Massa am Samstag in Budapest sein Comeback geben könnte für Ferrari, dementieren können. Doch er tut es nicht.
Die Formel-1-Szene ist nach dem Horrorcrash verunsichert - und ruft nach ihrem Messias. „Luca di Montezemolo (Ferrari-Chef, die Red.) sollte Schumacher anrufen, es gibt keinen besseren“, hatte Ex-Weltmeister und RTL-Experte Niki Lauda am Sonntag gefordert.
Schumacher wird sich Gedanken machen. „Verrückt genug wäre er für eine Rückkehr. Wie ich ihn kenne, denkt er gerade zu Hause in der Schweiz auch darüber nach", sagt sein Entdecker und Vertrauter Gerd Noack der AZ. „Schumacher ist verrückt nach Motorsport. Das sieht man ja daran, dass er sogar Motorradrennen fährt“, sagt auch Ex-Formel-1-Fahrer und Sky-Experte Marc Surer. „Ich kann mir vorstellen, dass Ferrari ihn fragt", sagt er weiter.
„Von Michael wird es zu diesem Thema in den nächsten Tagen kein Statement geben", ließ der 40-jährige über seine Sprecherin Sabine Kehm ausrichten. Braucht er noch Zeit?
Ferrari jedenfalls scheint ihm die geben zu wollen. „Wir haben in dieser Frage überhaupt keine Eile", sagte di Montezemolo am Montag nach seinem Besuch an Massas Krankenbett. Ein Comeback Schumachers ausschließen wollte auch er nicht, genauso wenig zuvor Scuderia-Sprecher Luca Colajanni.
Doch könnte Schumacher wirklich zurückkehren? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen:
Ist Schumacher fit genug?
Im Februar stürzte er bei Testfahrten mit seinem Superbike-Motorrad im spanischen Cartagena und verletzte sich an der Schulter und im Nackenbereich. Noch im April meinte Schumacher, sogar beim Radfahren Probleme zu haben. Mittlerweile scheint er aber wieder genesen. Zuletzt testete er erfolgreich auf dem Nürburgring sein Motorrad, am 17. Juli nahm er im italienischen Lonate bei Brescia an einem Kart-Rennen teil. Dort fuhr er unter echten Wettkampfbedingungen mehr als 100 Runden unter anderem gegen Sebastian Vettel und BMW-Pilot Robert Kubica. Schumacher gewann das Rennen. Im Kart wirken vor allem auf die Schulter höhere Kräfte als in der Formel 1.
Dürfte er überhaupt starten?
Der Rekordweltmeister hat keinen gültigen Formel-1-Führerschein mehr. Allerdings würde man der Lichtgestalt die Superlizenz sicherlich nicht verweigern, wenn er sie beantragen sollte. Zumal auch Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone recht amused zu sein scheint: „Wenn Schumi zurückkommt, hätten wir in Valencia sicher 20 Prozent mehr Zuschauer an der Strecke und vor dem Fernseher.“
Wieso dementiert Schumacher-Manager Willi Weber?
Weber steht derzeit mit Ferrari in Verhandlungen über die Verlängerung von Schumachers mit fünf Millionen Euro dotierten Beratertätigkeit für die Scuderia. Seine Verhandlungsposition wird nicht schlechter, wenn Ferrari Schumacher nun bitten sollte, Massa zu vertreten.
Was spricht dagegen?
Schumacher saß zuletzt im April 2008 in einem Formel-1-Auto. Wegen des Testverbots kennt er das jetzige Auto nicht und könnte vor Valencia auch nur Starttests absolvieren. Der aktuelle Ferrari ist außerdem auch kein großer Wurf. Schumacher, der derzeit nicht richtig austrainiert ist, könnte Angst haben vor einer Blamage.
Filippo Cataldo