Schumann: "Doping-Kampf wichtiger als Nachwuchsförderung“

Der Gold-Medaillengewinner von Sydney äußerte sich unter anderem zu den Chancen von 800 Meter-Starter Sören Ludolph beim wichtigsten Sportevent der Welt.
Nils Schumann über…
… die Nachwuchsförderung im deutschen Leistungssport: „Ich maße mir nicht an, alle Sportfördersysteme in Deutschland genau zu kennen. Das sind auch sehr subjektive Erfahrungen, die ich gemacht habe, aber bei uns fängt der Ärger ja oftmals schon damit an, dass über Fahrtkostenrückerstattungen diskutiert werden muss. Ganz ehrlich: Ich habe selber einen vierjährigen Sohn, dem ich heute nicht mehr empfehlen würde, als Läufer in den Leistungssport zu gehen. Und das ist schon ein Armutszeugnis. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Themen wie der Anti-Doping-Kampf einen viel höheren Stellenwert haben als die Nachwuchsförderung. Natürlich spielt der Kampf gegen Doping eine wichtige Rolle, aber ich habe das Gefühl, die Relationen gehen verloren. Wenn ich heute sehe, was die jungen Athleten an Regularien oder Statuten und Pflichtstarts über sich ergehen lassen müssen, da frage ich mich, wo der Anreiz für den Leistungssport bleibt. “
… die Entwicklung der deutschen Laufdisziplinen: „ Bei uns in Deutschland gibt es sicherlich hier und da mal ein Talent, aber leider fehlt die Breite. Und das ist eine Entwicklung, die nicht nur mir, sondern auch vielen Aktiven und Trainern Sorge bereitet. Mittlerweile ist es teilweise ja so, dass selbst bei Deutschen Meisterschaften kaum mehr genügend Athleten melden, um überhaupt Vorläufe bestreiten zu können. Deshalb darf man auch nicht überrascht sein, wenn bei den Olympischen Spielen nichts Zählbares im Laufbereich herauskommt.“
… die Chancen des deutschen 800 Meter-Läufers Sören Ludolph: „Viele hätten ihm die Olympiateilnahme wahrscheinlich nicht zugetraut, aber die Normerfüllung mit einer Zeit von 1:44 hoch zeugt von seiner Klasse. Damit braucht er sich in London nicht zu verstecken. Den Sprung, den Sören jetzt noch schaffen muss, ist die Rennen so zu gestalten, dass er auch im Endspurt die Leute noch besiegen kann. Und da ist der Ausscheidungskampf im 800 Meter Rennen bei den Olympischen Spielen gnadenlos.“
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