Schumacher zerstört das BMW-Comeback
Schumacher ruiniert zwei Münchnern das Rennen. Beim Wiedereinstieg punkten sie trotzdem – mit ihrer Charme-Offensive
HOCKENHEIM Bruno Spengler steig kopfschüttelnd (und vorzeitig) aus seinem neuen Dienstwagen. Dem BMW-Modell M3 fehlte die Motorhaube, dichter Rauch stieg vom Motor auf. „Von einem ehemaligen Formel-1-Piloten erwarte ich mehr Fairness. Ralf hat mir das Rennen kaputt gemacht", ätzte der Franko-Kanadier.
Gemeint war Ralf Schumacher, der in der zweiten Runde mit einem Manöver gleich das Rennen von zwei BMW-Piloten ruiniert hatte. Beim Versuch, Dirk Werner zu überholen, drehte der viel zu spät bremsende Schumacher den Würzburger um - und krachte danach mit Spengler zusammen. Schumacher erhielt eine Durchfahrtsstrafe, für Spengler war das Rennen beendet.
Überhaupt war der Verlauf dieses ersten Rennens für BMW in der DTM nach 20 Jahren eine Geschichte voll von Pleiten, Pech und Pannen. Eine Runde nach Spengler erwischte es auch Martin Tomczyk. Der amtierende Champion zerstörte sich sein Auto bei einem Zusammenprall mit Mercedes-Mann Roberto Merhi. Tomczyk: „Vermutlich waren alle ein bisschen übermotiviert im ersten Rennen. Schade, das Auto war stark genug, um den Fans eine tolle Show zu zeigen.”
Später verpasste der Brasilianer Augusto Farfus in seinem blau-grünen M3 beim fälligen Reifenwechsel seine Box, musste noch eine Runde dranhängen. So stark BMW in der Qualifikation gewesen war – vier von sechs Fahrer unter den ersten zehn und Spengler auf dem Weg zur Pole nur von einem kleinen technischen Defekt gestoppt – so enttäuschend verlief das Rennen. Am Ende war Andy Priaulx als Sechster beim Sieg der Mercedes-Piloten Gary Paffett und Jamie Green bester BMW-Mann.
BMW musste sich beim Debüt der neuen DTM mit den neuen breiteren, lauteren und vor allem schnelleren Autos einstweilen mit dem inoffiziellen Titel des Hospitality-Meisters begnügen. 4500 Gäste hatten die Münchner zum Auftaktrennen eingeladen. Sie tummelten sich vornehmlich im beeindruckenden zweigeschossigen und vollverglasten Bau mit komplett umlaufender Sonnenterrasse im Fahrerlager und in der nicht minder pompösen Konstruktion in der Markenwelt. Da staunten auch die Platzhirsche von Mercedes und Audi.
Die Ingolstädter konnten die Münchner Charm-Offensive mit dem amüsanteren Abendprogramm kontern. Waldemar Hartmann und Matze Knop alberten in Waldis DTM-Club ausnahmsweise nicht über Fußball, sondern über Rennfahrer herum.
Mercedes setzte in Hockenheim vor allem auf seine Formel-1-Stars. Am Samstag pilotierte China-Sieger Nico Rosberg den legendären Silberpfeil von Juan-Manuel Fangio, mit dem der Argentinier 1955 den Sieg für Mercedes in der Formel 1 eingefahren hatte. Am Sonntag kam Michael Schumacher und absolvierte eine Demonstrationsfahrt im aktuellen Silberpfeil.
„Die DTM ist Motorsport pur. Ich bin froh, hier zu sein", sagte sich Schumacher begeistert. Und Norbert Haug, der Motorsportchef der Stuttgarter, meinte gar: „Die Formel 1 kann sich von der DTM einiges abschauen. Wir haben alle gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das total aufgegangen ist. Hier arbeiten die Hersteller zusammen, nicht gegeneinander." Auf der Rennstrecke hörte die neue Freundschaft aber schnell auf. Siehe Ralf Schumacher.