Schumacher vor dem Comeback: Die silberne Krönung
Das Sensations-Comeback der Formel 1 scheint perfekt zu sein: Michael Schumacher wird 2010 gemeinsam mit Nico Rosberg ein Dreamteam bei Mercedes bilden. Lesen Sie mal, was ihn antreibt.
MÜNCHEN Dieses Mal brauchte es keinen Unfall, keine so-gut-wie-Tragödie, um Michael Schumacher zu überzeugen. Dieses Mal war es der Ehrgeiz, die Liebe zu seinem Sport, die Lust auf seine große Leidenschaft. Und sicher ein wenig auch der Gedanke, bei der Gründung eines neuen Mythos dabei sein zu können.
Michael Schumacher, der „Super-Superstar der Formel 1“, wie ihn Oberzampano Bernie Ecclestone einst nannte, ist ein Stern aufgegangen. Schumacher wechselt von Ferrari, wo er einst dank fünf Titel in Serie zur Legende wurde, zu Mercedes. Als Geburtshelfer für die neuen, echten Silberpfeile.
Die silberne Krönung! Schumi kehrt zurück!
Und dieses Mal wohl wirklich. Nicht so, wie im Sommer, als er sein überraschendes Comeback nach dem schweren Unfall von seinem Kumpel Felipe Massa kurzfristig wegen seiner alten Nackenverletzung absagen musste. Wenn Schumacher bei Mercedes unterschreibt, wird er 2010 am Steuer sitzen und gemeinsam mit Nico Rosberg ein deutsches Dream-Team bilden.
Wenn er unterschreibt. Die Unterschrift scheint das einzige zu sein, das noch fehlt. Denn auch, wenn weder Schumacher noch Mercedes die Sensationsrückkehr bisher bestätigten, hat man sich wohl geeinigt. Ein leicht zu tätigendes Dementi verweigert vor allem Schumacher seit Wochen. „Ich weiß, dass Michael überlegt zurückzukommen und Interesse daran hegt, eine komplette Saison zu fahren. Das wäre die Sensation schlechthin für den Sport“, sagte der Ex-Weltmeister Niki Lauda.
Tatsächlich dürfte er sich längst entschieden haben. Wie die „Bild am Sonntag“ schreibt, verhandelt Schumacher die Eckdaten seines Vertrages direkt mit Teamchef Ross Brawn. Der war übrigens auch das Hirn bei allen sieben WM-Titeln Schumachers. „Michael tut das für Ross“, unkt Niki Lauda schon, der nach seinem Comeback nach mehrjähriger Pause einst noch eine seiner insgesamt drei Weltmeisterschaften gewann.
Aus Geldgründen kehrt Schumi wohl kaum zurück. Rund sieben Millionen Euro sei Mercedes laut „Bild“ für 2010 bereit zu zahlen. Fürs Fahren. Bei Ferrari erhält er annähernd die gleiche Summe fürs Beraten und Repräsentieren. Aber Schumacher will fahren, er will Vollgas geben. Und deswegen kehrt er dorthin zurück, wo einst alles begann.
1990, ein Jahr vor seinem Einstieg in die Formel 1, war Schumacher in der Sportwagen-WM Teil des Mercedes-Juniorteams gewesen. Dort hatte er sich auch mit Norbert Haug angefreundet. Und der wird jetzt sein Chef. Haug ist der Motorsportchef von Mercedes und hat es oft bedauert, es nicht geschafft zu haben, Schumacher zu McLaren-Mercedes zu locken. Nun fährt Mercedes mit einem eigenen Team – und Schumi kommt. Und beschert Mercedes so den wohl größten Marketing-Coup, den sich das Unternehmen wünschen konnte.
Mindestens ein Jahr wird Schumacher als Fahrer an die Rennstrecke zurückkehren. Bei entsprechendem Erfolg möglicherweise noch ein Jahr mehr – um dann vielleicht Platz zu machen für Sebastian Vettel, der ja nicht nur für Schumacher selbst der Kronprinz der Formel 1 ist. Auf jeden Fall will Mercedes Schumacher als Repräsentant langfristig binden. Ob dann ein achtmaliger Weltmeister Werbung für die Stuttgarter macht? Vettel hat so seine Zweifel: „Michael kann ohne Zweifel noch gut Autofahren. Aber er ist nicht mehr der Jüngste.“ Aber vielleicht der Mutigste von allen.
Filippo Cataldo
