Schumacher? Da beißt sich Rosberg auf die Zunge

In Melbourne gibt es beim Mercedes-Team erste Unstimmigkeiten. Der Jungstar verweigert – aus Angst – Kommentare zum Rekordweltmeister:„Ich möchte nicht mehr sagen, was ich denke“
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Rivalen - und doch verstehen sie sich gut:  Nico Rosberg und Michael Schumacher (r.).
dpa Rivalen - und doch verstehen sie sich gut: Nico Rosberg und Michael Schumacher (r.).

In Melbourne gibt es beim Mercedes-Team erste Unstimmigkeiten. Der Jungstar verweigert – aus Angst – Kommentare zum Rekordweltmeister:„Ich möchte nicht mehr sagen, was ich denke“

MELBOURNE Nico Rosberg zockt gerne, und das gibt er auch gerne zu. Als der Silberpfeil-Pilot frühmorgens nach 29 Stunden Flug am Dienstag in Melbourne, wo am Sonntag das zweite Saisonrennen stattfindet (8 Uhr, RTL und sky live), ankam, war sein Hotelzimmer noch nicht bezugsbereit. Rosberg ging also ins Kasino. Als er nach drei Stunden schließlich in sein Zimmer durfte, waren aus 75 Euro Einsatz 800 geworden.

Diese Episode erzählte Rosberg an der Rennstrecke in Melbourne am Donnerstag sehr gerne und vor allem gut gelaunt. Zocken und Glücksspiel sind Themen, bei denen er sich nicht auf die Zunge beißen muss.

Ganz anders sieht es aus, wenn es um Michael Schumacher geht.

Seit der Rekordweltmeister sich zum Comeback in der Vollgasbranche entschlossen hat, müssen alle Piloten damit leben, ständig und überall auch zu Schumacher befragt zu werden. Bei Rosberg potenziert sich das, schließlich ist er Schumis Teamkollege. Schon beim ersten Rennen in Bahrain monierte Rosberg vorsichtig, dass er das seltsam und gewöhnungsbedürftig fände. Nun, zwei Wochen später, scheint ihm das Thema ziemlich auf die Nerven zu gehen. „Bei jeder Antwort muss ich überlegen. Ich möchte nicht mehr sagen, wie ich denke“, meinte Rosberg am Donnerstag, „ich möchte keine Schlagzeilen lesen, ich würde Michael wieder schlagen.“ Und um seine Aversion zu verdeutlichen, fügte er noch hinzu: „Man kann nicht mehr sagen, was man denkt.“ Weil alles, was er sagen würde, gegen ihn verwendet werden könnte.

Als Rosberg im November seinen Vertrag bei Mercedes unterschrieb, war von Schumacher noch gar nicht die Rede. Die Silberpfeile stellten ihn vor als jungen Nachfolger von Karl Kling und Hans Herrmann. Das waren die Aussichten: Rosberg sollte bei Mercedes selbst zur Legende werden. Nun aber ist der eloquente Weltbürger Rosberg, der fünf Sprachen spricht, in Wiesbaden geboren und in Monaco und Mailand zur Schule gegangen ist. Er, der in England Aerodynamik studiert hat, eben nur noch der andere Silberpfeil-Pilot. Wenn überhaupt.

Mit dieser Rolle kann und will Rosberg sich aber nicht anfreunden. Und so scheint nun schon früher als erwartet bei den Silberpfeilen ein Konflikt auszubrechen, auf den man nur warten musste. Rosberg ist intelligent genug, um selbst zu wissen, dass Schumacher so etwas wie eine heilige Kuh ist – bei Mercedes und in der gesamten Formel 1. Der Weltmeistersohn muss Schumacher regelmäßig schlagen, wenn er sich den nötigen Respekt im Rennstall erkämpfen möchte und sich nicht einreihen möchte in die große Riege der Fahrer, deren Karriere durch Schumachers Dominanz zerstört wurde.

In Bahrain hat Rosberg Schumacher geschlagen, auch wesentlich deutlicher als es das nackte Resultat – Rosberg wurde Fünfter, Schumacher Sechster – vermuten lässt. Der 24-Jährige war das ganze Wochenende über schneller und kam in allen Belangen besser zurecht mit dem neuen Silberpfeil. Aber in Melbourne zwang er sich, das nicht an die große Glocke zu hängen. „Das ist keine Genugtuung“, versicherte er, „wenn man die Plätze fünf und sechs belegt, ist es wurscht, wer vorne liegt. Wir wollen gemeinsam Erster und Zweiter werden – und dann wird man sehen.“

Filippo Cataldo

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