Schümanns Traum vom deutschen Segel-Team geplatzt
MÜNCHEN - Der Traum von einem starken deutschen America's-Cup-Team ist geplatzt. Weil Hauptsponsor Audi ausgestiegen ist, muss sich Star-Segler Jochen Schümann nun wohl anderweitig umsehen.
Jochen Schümanns Traum von einem starken deutschen America's Cup-Team ist geplatzt. Während ein Gerichtsstreit die Organisation der 33. Cup-Auflage bereits seit eineinhalb Jahren lähmt, musste Schümann nun auch das Aus für den Interims-Rennstall „Platoon“ verkünden. Hauptsponsor Audi hat sich wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise einen rigiden Sparkurs verordnet. Der Streichpolitik fiel auch das Segelengagement für das Projekt „Platoon powered by Team Germany“ zum Opfer.
„Wir wollten uns in der vergangenen Woche in Ingolstadt treffen, bekamen aber am Abend vorher einen Anruf, dass wir nicht mehr zu kommen brauchen“, sagte Schümann am Donnerstag. „Audi darf zur Zeit keine neuen Verträge mehr abschließen. Die Firmenspitze hat gerade 100 Millionen Einsparungen eingeleitet“, sagte der dreimalige Olympiasieger. Es sei schwer zu akzeptieren, dass ein erfolgreiches Projekt wie Platoon schon nach einem Jahr wieder aufgegeben werde. „Die Entscheidung ist aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung getroffen worden“, sagte Petra Klähn von der zuständigen Audi-Kommunikationsabteilung.
Der Hamburger „Platoon“-Eigner Harm Müller-Spreer wollte das Risiko nicht alleine tragen und hat sein Boot vom Typ TP52 bereits nach Portugal verkauft. Der ursprünglich angedachte Neubau ist gestrichen. Auch die geplante Teilnahme an der Pacific Series für America's Cup-Yachten ist für Team Germany finanziell unmöglich geworden. Schümann sagte bei den Organisatoren bereits ab. „Das tut aber weniger weh“, sagte der 54-Jährige, „die Teilnahme an der Pacific Serie vor Auckland wäre eher aus kommunikativen Gründen interessant gewesen, hätte ein Zeichen für die deutsche und internationale Cup-Welt gesetzt.“
Gerüchte, er selbst hätte bereits ein Angebot des italienischen Prada-Teams, kommentierte Schümann zurückhaltend: „Genau das würde ich gerne verhindern. Noch gebe ich die deutsche Flagge nicht ab. Wir haben noch Restoptimismus, dass nächstes Jahr wieder etwas geht.“ Während Schümann weiter in seinem Wohnort Valencia agiert, „obwohl ich eigentlich in Berlin Lobby-Arbeit betreiben müsste“, bleiben die Fronten im America's Cup-Streit verhärtet.
Das zuständige New Yorker Berufungsgericht hat seine nächste Anhörung für den 10. Februar anberaumt. Etwa 30 bis 40 Tage danach wollen die Richter in letzter Instanz entscheiden, ob das klagende US-Team BMW Oracle Racing die Schweizer zu einem Exklusiv-Duell fordern darf oder Verteidiger Alinghi das Recht zur Austragung einer klassischen Cup-Auflage mit vielen Herausforderern erhält.