Schnelldorfer: TV-Star, Fotograf, Olympiasieger

Manfred Schnelldorfer wird 70 Jahre alt. Der Münchner holte 1964 Eiskunstlauf-Gold - und gehört zur Stammbesetzung der Serie „Old Ass Bastards”, in der er unter anderem laut Rap-Texte zitiert oder vorgibt, vor der Disco Drogen zu verkaufen.
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Eiskunstlauf-Olympiasieger Manfred Schnelldorfer.
dpa Eiskunstlauf-Olympiasieger Manfred Schnelldorfer.

Manfred Schnelldorfer wird 70 Jahre alt. Der Münchner holte 1964 Eiskunstlauf-Gold - und gehört zur Stammbesetzung der Serie „Old Ass Bastards”, in der er unter anderem laut Rap-Texte zitiert oder vorgibt, vor der Disco Drogen zu verkaufen.

 

München - Ein älterer Mann im orangenen Arbeitsanzug geht auf eine Bank zu, zwei junge Frauen sitzen dort. Der Mann trägt einen Mülleimer und ein Greifwerkzeug. Vor den Frauen beginnt er, den Inhalt seines Eimers auf dem Boden zu verteilen. „Mir ist das viel zu sauber hier”, sagt er, spuckt seinen Kaugummi auf den Boden und geht. Die Frauen schauen verdutzt. Eine typische Szene aus der TV-Comedy „Old Ass Bastards”, in der ältere jüngere Menschen vor der Kamera veräppeln.

Der Mann im orangenen Arbeitsanzug gehört zur Stammbesetzung der Serie, in anderen Szenen zitiert er laut mit Kopfhörer Rap-Texte oder gibt vor, vor der Disco Drogen zu verkaufen. Und kaum einer der Fernsehzuschauer hat wohl eine Ahnung, wer er wirklich ist: Deutschlands einziger männlicher Olympiasieger im Eiskunstlauf, Manfred Schnelldorfer.

Der umtriebige Münchner feiert am Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Mit seinem Sieg bei den Spielen 1964 in Innsbruck wurde er zur Legende. Und ist seinem Sport bis heute treu verbunden geblieben, wenngleich der sich in den Jahrzehnten stark verändert hat. „Eine Kür bei Gegenwind oder wie bei der Europameisterschaft in Budapest im Schneesturm zu laufen, erfordert eine ganz andere Kondition als heutzutage in den beheizten Hallen”, sagt Schnelldorfer.

Oft waren es die widrigen äußeren Umstände, mit denen die Sportler zu kämpfen hatten. Einen dreifachen Axel oder gar einen Vierfach-Sprung hatten sie noch nicht im Programm. „Ich schaue mir das heute noch gern an, wie in allen Sportarten hat es gewisse Fortschritte gegeben”, sagt Schnelldorfer.

1964 war sein Jahr: Nach dem Olympiasieg wurde er auch noch Weltmeister, in Dortmund. Danach beendete er seine Karriere, um Architektur zu studieren. Sein Vater und Trainer verbot ihm die Shows und Tourneen, bei denen er in den USA viel Geld hätte verdienen können. Sein Studium zog er aber nicht durch, wirkte stattdessen in Filmen wie „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut” mit und machte Schallplatten („Traurig sein bringt nichts ein”). Zwischen 1981 und 1999 führte er in Aschheim ein Sportgeschäft. Währenddessen und danach arbeitete er als Fotograf – und immer wieder als Schauspieler. Zuletzt bei den „Old Ass Bastards”.

Eine noch größere Karriere auf dem Eis verhinderten wohl seine Eltern. Beinahe hätte Schnelldorfer mit Marika Kilius das Traumpaar des deutschen Eiskunstlaufs gebildet. „Alles war so gut wie klar, aber meine Eltern wollten nicht mit mir nach Garmisch-Partenkirchen zum damaligen Bundestrainer Erich Zeller ziehen”, sagt Schnelldorfer. Ersatzläufer Hans-Jürgen Bäumler sprang ein. 

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