Schmitt: Gold auf dem Schreibtisch
Martin Schmitt hat sich sein Olympia-Gold von 2002 auf den Schreibtisch gelegt. Der 32-Jährige träumt nach dem ersten deutschen Team-Sieg seit fünf Jahren in Willingen auch in Vancouver wieder von Edelmetall - und will bis 2014 weiter springen.
Martin Schmitt, kann der Triumph von Willingen die Initialzündung für die erhoffte Medaille der deutschen Skispringer bei den Winterspielen sein?
MARTIN SCHMITT: Wir sind natürlich mit großem Selbstvertrauen nach Vancouver gereist. Wir sind als Mannschaft gut aufgestellt und werden bei Olympia unser Bestes geben. Es ist sicherlich noch eine Steigerung drin, aber wir drehen jetzt nicht durch.
Schließlich haben Sie nach vierwöchiger Zwangspause wegen eines Erschöpfungssyndroms erst vor einer Woche Ihr Comeback gegeben ...
Es war nicht so selbstverständlich, dass nach so einer langen Wettkampfpause gleich alles funktioniert. Unterm Strich haben mir die Springen gezeigt, dass ich die nötige Frische habe und im entscheidenden Moment auf den Punkt meine Leistung bringen kann.
Haben Sie eigentlich mal an ihrer Olympia-Teilnahme gezweifelt?
Ich habe an Olympia eigentlich nie gezweifelt. Es war das große Ziel in diesem Winter, dem haben wir alles untergeordnet. Es ist dieses Jahr nicht so gelaufen. Vom Material hat es nicht gepasst, dann habe ich gemerkt, dass ich immer schnell ermüde.
Ihre Krise wurde von Schlagzeilen wie 'Hungern hat mich krank gemacht“ begleitet. Hat Sie das beschäftigt?
Es war eine regelrechte Hysterie. Aber es ist mir nie so schlimm gegangen wie es dargestellt wurde. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich mit fünf Kilo mehr bei Olympia antrete. Dann hätte ich in Vancouver keine Chance. Ich fühle mich einfach gut.
Sind Sie Kanada-Fan?
Ich denke, dass sich die Leute da auf die Spiele freuen und der Funke überspringen wird. Kanada ist zwar nicht so die Skisprung-Nation, aber das war in Salt Lake City 2002 genauso.
Und dort haben Sie Gold im Team gewonnen ...
Schön wär s, wenn es auch diesmal so ausgeht. Wir wollen eine Medaille im Team, und da haben wir auch realistische Chance. Aber die goldene scheint für Österreich reserviert.
Und in den Einzelspringen?
Da träume ich nicht von einer Medaille, das hilft mir auch nicht weiter. Das wäre derzeit einfach nicht realistisch. Ich will mein Topniveau bringen und dann lasse ich mich überraschen.
Ist das Normalschanzenspringen am Samstag nur ein kleiner Aufgalopp für Sie für die beiden Großschanzen-Entscheidungen?
Bei der WM im letzten Jahr habe ich Silber zwar auf der Großschanze geholt, aber es hätte auch ander ausgehen können. Ich nehme die Normalschanze nicht so im Vorbeigehen. Wenn ich gut Skispringe, habe ich die Qualität, auch dort vorn mitzuspringen.
Ist es eigentlich eine Erleichterung bei der Fahrt zu den Winterspielen, wenn man Olympia-Gold schon gewonnen hat?
Na klar. Man muss nicht mehr, man darf. Auf der anderen Seite ist die Goldmedaille von Salt Lake City eine schöne Erinnerung, über die ich mich nach dem Ende meiner Karriere noch freuen kann. Aber ich lebe in der Gegenwart, will jetzt Erfolge feiern.
Wo bewahren Sie Ihr Olympia-Gold eigentlich auf?
Alle meine Medaillen hängen eigentlich alle in einem Schrank. Aber die goldene liegt auf dem Schreibtisch. Ich habe sie für ein Foto gebraucht, und dann habe ich sie jetzt immer mal wieder angeschaut.
War Gold eigentlich Ihr schönster olympischer Moment?
Natürlich ist das ein Highlight, wenn bei der Siegerehrung die deutsche Hymne gespielt wird. Da läuft es einem kalt den Rücken runter. Aber auch meine ersten Spiele 1998 in Nagano werde ich nie vergessen. Da waren extrem viele Zuschauer, es war richtig laut, und wir haben Silber gewonnen. Das ist auch noch in der Erinnerung.
Sie sind 32 Jahre alt. Werden Ihre vierten auch die letzten Olympischen Spiele werden?
Bis zur WM 2011 in Oslo mache ich auf jeden Fall noch weiter. Ich habe ja für einen Skispringer schon ein gewisses Alter erreicht. Aber 2014 könnte noch funktionieren. Wir werden sehen, aber alt fühle ich mich jedenfalls noch nicht.
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