Schicksalsort München für Leichtathletikstar Warholm
Olympia rückte näher und Usain Bolt hatte es im Oberschenkel. Er konsultierte, wieder mal, seinen Doc des Vertrauens, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Wenig später holte der Sprinter Gold und widmete den Sieg seinem Münchner Leibarzt. Die Geschichte von 2016 könnte sich nun in ähnlicher Form bei einem anderen Superstar der Leichtathletik wiederholen.
Karsten Warholm bei Saisondebüt in Rabat verletzt
Karsten Warholm, Weltrekordler über 400 m Hürden, verletzte sich während seines Saisondebüts beim Diamond-League-Meeting in Rabat (Marokko) vor rund zwei Wochen. Auch da: der Oberschenkel, rechts, Hinterseite. Ausgerechnet! Eine Körperregion, die beim Lauf über die Hürden besonders beansprucht wird, bremst ihn derzeit aus. Und das, da die Saisonhöhepunkte immer näherrücken.
Die Weltmeisterschaft in Eugene (USA) steht bereits vor der Tür - Warholms Vorlauf steht am 16. Juli an, der Startschuss für den Finallauf fällt am 19. Juli. Davor hatte er ein Trainingslager in Kalifornien für den Feinschliff geplant. Nun wird es stattdessen eng für den Norweger, doch gegenüber Medien in der Heimat zeigt er sich optimistisch, dass es sich mit dem Anlauf zu seinem dritten Gold ausgehen wird.
Einwöchige Behandlung bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München
Hoffnungsvoll ist er nach der einwöchigen Behandlung bei Müller-Wohlfahrt, dessen Praxis sich in der Innenstadt nahe dem Marienhof befindet. Neben Diagnosen standen Reha-Maßnahmen an, zum Beispiel im Wasserbecken. Dazu quälte er sich, wie er auf Instagram zeigte, auch in den Fitnessräumen. Nun arbeitet er daheim, unter Einbindung des Olympiaarztes, an seinem Comeback.
"Die Prognosen besagen, dass es möglich sein sollte", sagte er nun, nach seiner Rückkehr nach Oslo, gegenüber "Verdens Gang" zu einem eventuellen Start bei der Weltmeisterschaft. Er lobt, dass Müller-Wohlfahrt und sein Trainer sich einig gewesen seien, was seinen Heilungsprozess angehe. "Aber es hängt, das ist offensichtlich, immer noch ein wenig in der Luft. Es wäre auch schön, wenn die Leute mich in ihre Abendgebete einbeziehen würden."
Klar lockt ihn Ruhm und das Gold nach Eugene. Und natürlich, er ist ja Profi, auch Geld - Warholm, der unter anderem von Red Bull, Puma und großen norwegischen Unternehmen gesponsert wird, sahnt mit die üppigsten Börsen im Zirkus ab. Ein Athleten-Agent schätzt, dass er pro Meeting um die 40.000 Euro kassiert. Im Winter kaufte er sich ein Luxushaus für 2,6 Millionen Euro.
"Es muss so sein, dass ich ohne Angst vor Verletzungen laufen kann"
Eine WM ist gut, um den Marktwert zu steigern. Schon nach dem ersten WM-Titel 2017 war er in die Deluxe-Klasse aufgestiegen. Seit seinem Fabelweltrekord vor einem Jahr, als er die seit 1992 gültige Bestmarke des US-Amerikaners Kevin Young um acht Hundertstelsekunden auf 45,94 Sekunden drückte, ist er besonders gefragt und kann die Antrittsprämien diktieren.
Darum ist für den Starläufer auch klar: "Es muss so sein, dass ich ohne Angst vor Verletzungen laufen kann, wenn die WM eine Option sein soll." Denn zu großes Risiko könnte ihm die Saison kosten, auch den zweiten Höhepunkt, die European Championships (11.-21. August). Dann kehrt er nach München zurück - nicht in die Praxis nahe dem Marienhof, sondern in den Olympiapark.
"Natürlich werde ich dort sein", meinte Warholm im Winter in einem Video des europäischen Leichtathletik-Verbandes und verwies auf die Europameisterschaft 2018 in Berlin. Er ist Titelverteidiger, da das Turnier 2020 ausfiel. "Das deutsche Publikum ist sehr interessiert und weiß, was passiert - und es liebt auch, eine große Party zu erleben."
München - gleich in zweifacher Weise also ein Schicksalsort für die Saison des norwegischen Superstars. Mit Blick aufs Sportliche sagte Warholm: "München wird speziell." Wenn denn der Oberschenkel hält, dann steht einer Siegeswidmung an seinen Vertrauensarzt Müller-Wohlfahrt nichts im Wege.