Savchenko & Szolkowy: WM-Titel als Sprungbrett für Olympia-Gold

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy in den Spuren von Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler. Nun wollen sie das legendäre Paar noch übertreffen.
von  Abendzeitung
Freuen sich über den WM-Titel: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy.
Freuen sich über den WM-Titel: Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. © dpa

LOS ANGELES - Aljona Savchenko und Robin Szolkowy in den Spuren von Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler. Nun wollen sie das legendäre Paar noch übertreffen.

Aljona Savchenko und Robin Szolkowy klammerten sich nach einer ergreifenden Kür aneinander und Trainer Ingo Steuer schämte sich seiner Tränen nicht: Der zweite Weltmeistertitel macht das Chemnitzer Eiskunstlauf-Traumpaar zur großen deutschen Gold- Hoffnung bei den Olympischen Winterspielen in elf Monaten. „Wir wollen Olympiasieger werden, das ist klar. Etwas anderes zählt nicht“, sagte Steuer selbstbewusst nach einer Vorstellung mit „Gänsehaut-Feeling“ im Staples Center von Los Angeles zur Filmmusik von „Schindlers Liste“.

Für die völlig erschöpften Athleten war der kleine Sektumtrunk danach im Hotelzimmer des Physiotherapeuten fast eine Last. Zuletzt war vor 45 Jahren Marika Kilius/Hans-Jürgen Bäumler das WM-Double für Deutschland gelungen, der Olympiasieg blieb ihnen verwehrt.

„Sie laufen in ihrer eigenen Liga, was sehr ungewöhnlich ist, weil bei einer Weltmeisterschaft die Leistungsdichte eng beieinander ist“, schwärmte ARD-Expertin Katarina Witt über die alten und neuen Weltmeister: „Die Hebungen sahen federleicht aus.“ Die Leichtigkeit des „Übers-Eis-Schweben“ hat den dreimaligen Europameistern ihr ehrgeiziger Coach antrainiert.

„Sie waren Rohdiamanten, die ich geschliffen habe“, sagte der stolze Ex-Weltmeister, „es ist ein großes Glück, dass wir Drei uns gefunden haben.“ Seine Schüler seien wie auf einem Teppich gelaufen, fand Steuer, der für die Olympia- Saison „noch schönere Programme“ verspricht: „Aber verraten wird noch nichts, auch Aljona und Robin kennen meine Ideen noch nicht.“

"Der Patzer war kein Problem, er war fast lustig"

Selten jubelte der abseits des Eises oft schwierige Trainer so stark wie nach dem zauberhaften Vortrag vor 12 000 begeisterten Zuschauern, den nicht einmal ein Ausrutscher von Szolkowy zwischen den Elementen trüben konnte. „Es ist ein perfektes Gefühl, den Titel zu verteidigen, der Patzer war kein Problem, er war fast lustig“, erzählte der 29-Jährige in fließendem Englisch als gefragtester Läufer bei der nächtlichen Pressekonferenz.

„Diese Klimaanlagen haben mich fertig gemacht“, erzählte Savchenko, die sich auf dem Eis nichts von ihrer starken Erkältung anmerken ließ. „Es war schwer zu atmen.“ Dennoch genoss sie die eigene Leistung: „Schindlers Liste ist ein sehr trauriger Film, wir wollten dieses Gefühl zeigen. Ich glaube, es ist uns gelungen.“ Ihre Ausnahmestellung honorierte das Preisgericht mit der hohen Gesamtpunktzahl von 203,48 Zählern. Um den Weltrekord von 206,54 Punkten der Chinesen Xue Shen/Hongbo Zhao zu knacken, werden die Sachsen ihren eigenen Stil verfeinern, aber keine akrobatischen Sprünge zeigen.

Das eingegangene Risiko der Konkurrenz war denn auch zu hoch. Beim Versuch des vierfachen Wurfsalchows stürzte Yuko Kawaguti schwer, so dass es mit ihrem russischen Partner Alexander Smirnow (186,39) nur zu Rang drei hinter den Chinesen Zhang Dan/Zhang Hao (186,52) reichte. „Unser Paar hat in den Noten für Ausdruck und Choreographie einen enormen Vorsprung, die beiden brauchen keinen vierfachen Wurf“, sagte Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Als Belohnung gönnten sich Savchenko/Szolkowy am Donnerstag einen Strandausflug nach Venice Beach mit einem Fotoshooting.

Im Schatten der Ausnahmeläufer beendeten die deutschen Vize- Meister Maylin Hausch/Daniel Wende (Oberstdorf/Essen/125,96) ihre WM- Premiere in Kalifornien auf Platz 15. Damit verfügt Deutschland über zwei Startplätze bei Olympia 2010 in Vancouver.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.