Säbelfechter Limbach verpasst Medaille

Säbelfechter Nicolas Limbach verpasst die Medaille, blickt aber schon in der Minute der Niederlage wieder nach vorn. Für Italiens Florettdamen wird London zum Dreifach-Triumph
von  dpa

London - Nicolas Limbachs Augen blitzten vor dezentem Zorn. Unangenehme Fragen von Journalisten, seiner Meinung nach einseitige Jury-Entscheidungen und wieder keine Medaille – das alles brachte Deutschlands Säbel-Star in Wallung. Er wollte den Fecht-Olymp stürmen, fühlte sich aber nach dem 12:15 im dramatischen Londoner Viertelfinale gegen den Russen Nikolaj Kowalew neben der Spur: „Wahrscheinlich bin ich jetzt der Depp – für alle anderen.“ Und: „Die Enttäuschung ist groß. Ich wollte hier gewinnen – das ist klar.“

Italiens Florettdamen Elisa di Francisca, Arianna Errigo und Valentina Vezzali feierten unterdessen wie Deutschland 1988 in Seoul durch Anja Fichtel, Sabine Bau und Zita Funkenhauser einen Triumph in Gold, Silber, Bronze. „La grande Valentina“ verpasste mit dem Halbfinal-Aus gegen Errigo den vierten Olympiasieg in Serie. Solo-Kämpferin Carolin Golubytskyi verlor gegen die spätere Gewinnerin di Francisca und wurde Zwölfte.

Für Limbach wurde es am Sonntag bitter: Der Topmann der Weltrangliste war einer der klarsten Medaillenanwärter. Plötzlich fing die Hand des 26-Jährigen jedoch leicht zu zittern an: „Ich hatte nie diese Sicherheit, ich hatte gegen Kowalew nie das Gefühl, einen Lauf zu haben.“ Bundestrainer Vilmos Szabo kommentierte: „Scheiße. Nico hatte Angst, Aktionen zu gestalten. Er hat nicht sehr gut gefochten.“

Nie wirkte Limbach vor den 7000 Fecht-Fans in den ExCeL-Arenen am Royal Victoria Dock so bärenstark, wie man den Weltmeister von 2009 und WM-Finalisten von 2010 und 2011 sonst auf den Planchen kennt. Mehrfach fiel er im Gefecht gegen Kowalew auf die Knie, schüttelte ob umstrittener Entscheidungen immer wieder den Kopf: „Da war keine Linie drin, es ging meistens gegen mich.“ Szabo: „Bei ein paar Treffern von Kowalew war ich nicht einverstanden.“

Auch der Sturmlauf von Limbachs Dormagener Mitfechter Max Hartung wurde nach Siegen gegen Säbel-Größen wie Luigi Tarantino (Italien) und Bon-Gil Gu (Südkorea), immerhin Dritter des Welt-Rankings, unter den besten Acht vom Ungarn Aron Szilagyi (13:15) gestoppt. „Jetzt brauche ich ein bisschen Zeit, um Abstand zu gewinnen“, sagte der 22-jährige Hartung nach seinem Olympia-Debüt.

Benedikt Wagner, ebenfalls erstmals dabei und Dritter des Dormagener Trios, konnte unter den besten 16 das 7:15 gegen Limbach nicht verhindern. „Das war das emotionalste Gefecht. Da hätte es schon vorbei sein können“, meinte Limbach – und blickte nach vorn: „Abhaken!“ Jetzt zählt der Teamwettkampf am Freitag, in dem Südkorea Viertelfinal-Auftaktgegner ist und es auf dem Papier viel einfacher scheint, eine Medaille zu gewinnen. „Ich gehe positiv rein“, kündigte Limbach an.

„Es wird sehr schwer“, meinte Szabo, der Limbach schon seit dessen achtem Lebensjahr trainiert. Es erwischte etliche Große vorzeitig. Chinas Peking-Gewinner Man Zhong verlor sein Achtelfinale gegen Szilagyi und schied ebenso aus wie Weltmeister und Athen-Olympiasieger Aldo Montano gegen seinen italienischen Landsmann Diego Occhiuzzi.

Florettfechterin Carolin Golubytskyi stellte nach dem 9:15 im Achtelfinale gegen Elisa di Francisca fest: „Ich war einfach nicht gemein genug.“ Sie führte 8:3. Doch die Italienerin holte auf, traf Golubytskyi beim 7:8 mit der Glocke des 500 Gramm schweren Floretts am Hals – danach war die Tauberbischofsheimerin chancenlos. 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.