"Russland war auch übermächtig!"

Sportdirektor Reindl glaubt, dass die deutschen Eishockey-Stars auch im Viertelfinale gegen WM-Mitfavorit Schweden glänzen können
Interview: Matthias Kerbver |
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Können sie auch im WM-Viertelfinale gegen Schweden jubeln? Die deutschen Eishockey-Cracks.
dpa Können sie auch im WM-Viertelfinale gegen Schweden jubeln? Die deutschen Eishockey-Cracks.

Sportdirektor Reindl glaubt, dass die deutschen Eishockey-Stars auch im Viertelfinale gegen WM-Mitfavorit Schweden glänzen können

AZ: Herr Reindl, Deutschland trifft nun im Viertelfinale dieser Eishockey-WM am Mittwoch um 20.15 Uhr auf Schweden. Was überwiegt bei Ihnen, dem DEB-Sportdirektor, der Stolz über das Erreichte oder die Wehmut, dass man die tolle Ausgangsposition aus der Vorrunde nicht nutzen konnte und so nicht schon im Viertelfinale auf einen der ganz Großen trifft?

FRANZ REINDL: Ganz klar: der Stolz. Wer hätte denn überhaupt zu träumen gewagt, dass wir als Gruppendritter – also vor Rekordweltmeister Russland – ins Viertelfinale kommen? Was diese Truppe bisher geleistet hat, das ist phänomenal. Deutschlands gehört zum zweiten Mal hintereinander zu den besten acht Mannschaften. Im vergangenen Jahr haben noch viele gesagt, der Erfolg war nur der Tatsache geschuldet, dass die Euphorie der Heim-WM uns nach vorne getragen hat. Jetzt dürfte wirklich jeder gesehen haben: Diese Mannschaft ist wirklich so gut. Hut ab!

Aber Schweden ist ein echt harter Brocken.

Natürlich! Die stehen defensiv unglaublich gut, haben ein tolles Spielsystem. Keine Frage: Schweden ist ein übermächtiger Gegner. Aber auch die Russen waren übermächtig und die haben wir in der Vorrunde 2:0 schlagen können. Aber es muss bei uns schon alles passen, damit wir gegen einen Gegner wie Schweden eine Chance haben, ob wir sie dann auch noch nützen, ist ja noch eine andere Sache. Aber allein, dass wir die Chance haben, gegen sie zu spielen, ist schon großartig. Diese Mannschaft will unbedingt mehr, sie ist noch lange nicht zufrieden. Die Spieler waren nach dem 2:5 gegen Weltmeister Tschechien wirklich geknickt, wirklich enttäuscht. Und zwar, weil sie unbedingt gewinnen wollen. Sie haben diesen Anspruch an sich selbst: Als Sieger vom Eis zu gehen, selbst wenn es gegen vermeintlich übermächtige Gegner geht.

Sie sprachen die übermächtigen Russen an, da gab es den ersten Sieg in 57 Jahren WM-Geschichte, Sie selber hatten zu Ihrer aktiven Zeit ganz andere Erfahrungen gegen die Russen.

Oh ja. Da gab es schon einige deprimierende, demoralisierende Niederlagen. Mein bestes Ergebnis war mal ein 3:3 in einem Vorbereitungsspiel. Die Art, wie wir die Russen hier geschlagen haben, sie geschlagen haben, weil wir besser waren, das war schon wirklich grandios – ein Highlight der deutschen Eishockey-Geschichte.

Was wirklich bei dieser WM auffiel: Die Deutschen hatten ein unglaubliches Scheibenpech, zwei Eigentore gegen Tschechien, drei kuriose Dinger inklusive eines Kopfballtores gegen Finnland, ein Eigentor gegen die Slowenen.

Das stimmt, ich will das nicht als Entschuldigung anführen, aber so ein Pech habe ich noch nie erlebt. Das passiert mal in einer Partie, aber gleich in dreien? Aber das zeigt auch unsere Moral, dass uns das nicht aus der Bahn wirft. Ich hoffe, dass der Eishockeygott gegen Schweden dann mal Schwarz-Rot-Gold trägt und sich das Glück auf unsere Seite schlägt.

Bundestrainer Uwe Krupp wird nach der WM aufhören, er wird Sportdirektor bei den Kölner Haien. Warum lehnt es Ihr Präsident Uwe Harnos so kategorisch ab, dass Krupp in Doppelfunktion weitermacht?

Die Frage sollten Sie Herrn Harnos stellen.

Trotzdem ist es der Öffentlichkeit eigentlich nicht zu vermitteln, dass etwas, was bei Xaver Unsinn und Hans Zach ging, jetzt nicht mehr möglich sein sollte.

Ich sage nur so viel: Letztlich muss eigentlich Krupp sagen, ob er sich diese Doppelbelastung zutraut. Doppelbelastungen sind im Eishockey gang und gäbe, wir haben ja auch unseren Co-Trainer Harold Kreis, der ja Chefcoach der Mannheim Adler ist, das ist auch eine Doppelfunktion.

In der DEL gibt es Befürchtungen, dass Krupp seine Position ausnützen könnte und so Nationalspieler zu Köln abwerben würde.

Ich denke, jeder der Uwe kennt, weiß, dass dem nicht so ist. Da tut man dem Menschen und dem Trainer Krupp Unrecht. Uwe ist ein unglaublich ehrlicher, anständiger Mensch, der ganz konsequent seine Linie geht. Wie oft ist er denn schon für Personalentscheidungen von Vertretern der Liga verlacht, verspottet worden? Er hat einen Zweitliga-Spieler wie T.J. Murlock geholt, da haben sich alle gefragt, jetzt gilt der als die Sensation. Uwe hat seine Ideen, die zieht er durch, unabhängig davon, welchen Posten er hat. Wer sich in der Liga wirklich drüber aufregt, wie der Manager der Eisbären Berlin Peter-John Lee, dann sage ich: Soll er sich doch aufregen.

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