Rosberg in der Sackgasse

Der deutsche Formel-1-Pilot kann seinen Karriere-Plan im Williams nicht erfüllen. Aber der Weg zum Wunsch-Team scheint nun versperrt. Sein Arbeitgeber verweigert ihm den Ausstieg.
MÜNCHEN/HOCKENHEIM Er ist wieder nur Zehnter geworden zuletzt. Nico Rosberg muss nach der Hockenheim-Ernüchterung auch die Saison 2009 im Williams-Team bestreiten, dann seine vierte. Dies stellte sein Teamchef Frank Williams klar. Er reagierte damit auf eine Äußerung von Michael Schumachers Manager Willi Weber. Der hatte nämlich zuvor Williams-Fahrer Rosberg als Verpflichtung bei McLaren-Mercedes für 2009 ausposaunt. Weber hat sein eigenes Interesse an Bewegung im Team, denn sein Schützling Nico Hülkenberg ist Williams-Testfahrer und wartet auf einen Stammplatz.
Williams konterte Webers Manöver knallhart: „Nico Rosberg hat einen wasserdichten Vertrag für 2009 – und zwar ohne Ausstiegsklausel.“ Rosberg junior hat die Lesart seines Brötchengebers schnell übernommen: „Ich fahre 2009 weiter für Williams.“ Vermutlich eher widerwillig.
Schließlich hatte der 23-Jährige vor dem Rennen noch kokettiert, ihm ergehe es so ähnlich wie Fußballstar Lukas Podolski: „Der hat einen Bayern-Vertrag für die nächste Saison und weiß nicht, ob er für die Bayern spielen wird.“ Inzwischen ist geklärt, dass Podolski bei Bayern bleibt. Und Rosberg bei Williams.
Dabei würde er wohl am liebsten sofort zu den Silberpfeilen überlaufen. Denn sein Karriereplan, 2008 Podestplätze einzufahren und 2009 erste Siege, ist im Williams nicht zu halten. Rosberg ist aktuell WM-Zwölfter. „Ich muss nun umdenken und Geduld haben“, sagt er. Hintergrund der neuen Lage dürfte eine hausinterne Klärung bei McLaren-Mercedes sein. Der Stuttgarter Automobilkonzern ist wohl mit dem Wunsch, Rosberg anstelle des Finnen Heikki Kovalainen an Bord zu nehmen, teamintern gescheitert. Nicos Vater Keke Rosberg glaubt: „McLaren-Mercedes ist auf Jahre besetzt. Die sind happy mit Kovalainen.“
Der Finne ist zwar deutlich langsamer als Teamleader Lewis Hamilton und kein Siegfahrer. Aber er entspricht damit exakt dem gewünschten Anforderungsprofil einer Nummer zwei. Er sichert mit seiner Gefügigkeit – in Hockenheim und Silverstone ließ er Hamilton an sich vorbeiziehen – die innere Hackordnung. Das wäre mit dem kecken, anspruchsvollen Weltmeistersohn Rosberg natürlich unmöglich. Damit haben die Silberpfeile eine Strategie übernommen, die sie selber zu Michael Schumachers Zeiten bei Ferrari noch jahrelang heftigst kritisiert hatten. Und die Strategie hat Erfolg. Hamilton hat sich stabilisiert und führt nach seinem zweiten Sieg in Serie die WM an.
Rosbergs Karriere steht in der Sackgasse. Er hatte McLaren-Teamchef Ron Dennis vorigen Herbst abgesagt und muss es nun ausbaden, sofern McLaren-Mehrheitseigner Mercedes sich nicht doch noch durchsetzt. Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „Jeder weiß doch, dass wir gerne einen deutschen Fahrer im Team hätten."
Peter Hesseler