Rodel-Weltmeister Loch: Hackls Rat war Gold wert
LAKE PLACID - Weil er noch rechtzeitig die Kufen wechselt, verteidigt der Teenager seinen Titel. Bei Papa Norbert gibt es Tränen, bei Mama Heike eine Pizza.
In Bischofswiesen, gut 6300 Kilometer von Lake Placid weg, öffnete Heike Loch einen Sekt. „Ich war halbtot vor Aufregung“, sagte die Mama von Felix Loch am Sonntag zur AZ, „und dann völlig baff, wie cool er das heimgefahren hat. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet.“ Dass ihr Sohn bei der Rodel-WM wieder den Titel holt.
Wie vor einem Jahr in Oberhof, als er jüngster Rodel-Weltmeister der Rodel-Geschichte wurde. Nun ist er mit der 19 jüngster Doppel-Weltmeister.
Immer wieder schaute er sich bei der Siegerehrung seine Goldmedaille an, freudig und ungläubig. „Einfach geil“, meinte Loch danach, „dieser Titel ist noch mehr wert als der erste.“ Weil er 2008 noch als unbekümmerter Außenseiter angetreten war, nun nach einem doppelten Bänderriss in der Schulter erst Anfang Januar sein Comeback gab und trotzdem als Titelverteidiger ganz besonders unter Druck stand.
Auch Georg Hackl war beeindruckt, wie souverän der Teenager den Titel holte, vor Altmeister Armin Zöggeler, dem fünfmaligen Weltmeister. „Wahnsinn, wie locker der Hund ist“, sagte Hackl, „sein großes Plus ist die mentale Stärke.“ Und natürlich profitierte Loch auch von Hackls Rat. Als es eine Dreiviertelstunde vor dem Rennen wärmer wurde, empfahl der dreifache Olympiasieger das Aufziehen anderer Kufen. Was Loch auch tat.
Von „gewaltiger Nervenstärke“ sprach auch die Mutter, während der Vater Tränen in den Augen hatte. Norbert Loch, der auch Bundestrainer der Rodler ist und nach den goldlosen Rennen bei Frauen und Doppelsitzern schon eine komplette Pleite fürchten musste. Bevor Felix die Bilanz rettete, der Sohn, der jetzt schon erfolgreicher ist als die Eltern zusammen.
Heike und Norbert Loch rodelten beide für die DDR, die Mama beendete 1982 ihre Karriere, als mit Felix’ älterer Schwester Susanne, die inzwischen mit ihrem Mann und den Zwillingen (2) in der Oberpfalz lebt, schwanger war. Der Vater schaffte es 1984 immerhin bis Olympia, kam in Sarajewo auf Platz 13.
Gut vier Monate vor dem Mauerfall kam dann Felix zur Welt, 1991 übersiedelte die Familie aus Thüringen an den Königssee, inzwischen sind die Eltern geschieden. Norbert Loch lebt mit seiner zweiten Frau Maria in Schönau, Heike, Bankangestellte in Berchtesgaden, mit ihrem Lebensgefährten in Bischofswiesen.
Bis sie ihren Buben mit einer hausgemachten Pizza („Italienische Küche mag er am liebsten“) verwöhnen kann, dauert es aber noch. Erst Ende Februar kehrt Felix Loch aus Nordamerika zurück. Nach dem Weltcup in Whistler (20./21.2.), wo sie in einem Jahr olympisch rodeln. Dann will Heike Loch vor Ort zuschauen, wenn der Sohn um Gold rodelt. Dann wäre er mit 20 auch noch jüngster Olympiasieger. Und der Hackl würde wieder schwärmen, vom lockeren Hund im Eiskanal.
Florian Kinast
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