Rieschs Herzrasen
Am Wochenende startet Deutschlands beste Ski-Rennläuferin beim Weltcup daheim in Garmisch. Hier spricht sie über ihre Gefühle, Wünsche und eine drohende Formkrise
AZ: Frau Riesch, wo schlafen Sie denn am Wochenende?
MARIA RIESCH: Daheim in meiner eigenen Wohnung.
Sie müssen beim Heim-Weltcup nicht ins Mannschaftshotel?
Nein, die Trainer haben’s mir erlaubt.
Vor fast acht Jahren wohnten Sie noch bei Ihren Eltern, bei Ihrem letzten Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen. Es war zugleich Ihr Debüt im Weltcup. Wissen Sie es noch?
Natürlich. Im Februar 2001. Ich war damals 16, hatte in der Woche davor bei der Junioren-WM in Verbier drei Medaillen geholt, darunter Gold in der Kombination. Und dann der Einstand im Weltcup. Das war schon noch eine ganz andere Liga.
Sie kamen damals schon auf Platz 20, als zweitbeste Deutsche, noch vor Hilde Gerg und Martina Ertl. Ein guter Anfang Ihrer Karriere.
Ja, das war der Auftakt zu vielen Höhen und Tiefen, gerade mit meinen Verletzungen. Schön, jetzt wieder hier zu sein.
Nur sind Sie jetzt längst nicht mehr die unbekümmerte Debütantin, sondern die große Favoritin.
Das habe ich mir ja selber eingebrockt. Den Druck spüre ich schon, vor allem den, den ich mir selber mache. Und dann jetzt noch so ein Heimrennen, wo alle erst recht auf dich schauen, wo du selbst ganz besonders motiviert bist, weil es für mich neben der WM einfach der große Saison-Höhepunkt ist. Wenn ich im Starthaus stehe und runterschaue, dann wird mir schon das Herz rasen. Aber ich hoffe, dass ich die Nerven behalte. Das sollte schon hinhauen.
Kaum noch hingehauen hat es zuletzt, in den vergangenen fünf Rennen kamen Sie dreimal nicht ins Ziel.
Ich will mir da nichts einreden und schon von einer Formkrise sprechen. Das ist unglücklich gelaufen, ein Einfädler, zwei Innenski-Fehler. Das ist schwer zu erklären. Genau wie es schwer zu erklären ist, wenn es einmal gut läuft. Mit zu viel Druck hat das nichts zu tun.
Dennoch, bei der WM ab Montag in Val d’Isere sind Sie die einzige reelle Medaillenhoffnung, als Symbolfigur des deutschen Skisports. Alpinchef Wolfgang Maier sprach davon, dass seine Läufer auch „Heroes“ sein sollen, Persönlichkeiten mit Charakter. Sie, Frau Riesch, hat er ein Vorbild für die Jugend genannt.
Hat er das?
Hat er.
Das ist ein großes Lob, das mich stolz macht. Wenn der Wolfi so etwas sagt, dann ist das eine große Ehre.
Allerdings gibt es ja sonst nicht viele, die zum Vorbild taugen, außer vielleicht noch Felix Neureuther, der hier auch ein Heimrennen hat. Kommt ja selten vor, dass Sie mit dem mal an einem Ort gemeinsam starten.
Deswegen finde ich so eine Doppelveranstaltung super. In dieser Form hat es das in Garmisch ja noch nie gegeben, hier will Garmisch zeigen, dass wir die WM 2011 mit Recht bekommen haben. Ich habe da schon einmal mit der Lindsey (Vonn, Rieschs Freundin, d. Red.) darüber gesprochen, so etwas könnten wir uns in Kitzbühel auch gut vorstellen. Da würden wir sehr gerne auch einmal fahren.
Auf der Streif?
Ja, grundsätzlich schon. Klar, wenn die Piste so präpariert ist wie bei den Männern, dann wäre das für uns nicht so toll. Die Strecke dürfte nicht so schwierig und eisig sein, sie müssten auch die Sprünge entschärfen. Darum wird es wahrscheinlich schwierig, das an einem Wochenende durchzuziehen. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass dieses Wochenende jetzt mehr Interesse erzeugt, als wenn Frauen und Männer alleine fahren würden.
Trotzdem wird die Begeisterung weit geringer sein als letztes Wochenende in Kitzbühel mit 43000 Menschen an der Strecke, mit 20 000 bei der Siegerehrung.
Bei denen fährt ja auch immer ganz Österreich hin. Aber die haben ja auch viele Läufer, die gewinnen können. Wir tun uns da schwerer. Wenn wir auch so ein starkes Team hätten, dann könnte sich etwas entwickeln, dass dann vielleicht ganz Bayern nach Garmisch fährt.
Erst einmal fahren Sie aber nach Val d’Isere, am Dienstag ist schon Super-G. Wann geht’s los?
Sonntag. Wir fliegen von München nach Genf, da holen uns dann die Trainer ab.
Sie wollten nicht schon am Samstag, gleich nach dem Super-G von Garmisch, weg?
Nein. Am Abend ist ja noch die Siegerehrung. Und man weiß ja nie.
Interview: Florian Kinast
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