Riesch rast im Auto - und gibt auf der Piste Gas

ASPEN - In Aspen belegt sie Rang sechs: „Schade, dass ich im zweiten Lauf ein bisserl nachgelassen habe.“ Mit dem Sportwagen fährt sie auch mal Tempo 300. Zweimal war ihr schon Führerschein weg.
Nein, in der Speed-Disziplin, dem Riesenslalom, da war Deutschlands Ski-Ass Maria Riesch noch mit angezogener Handbremse unterwegs.
Die Piste hatte sie ja in schlechter Erinnerung. In Aspen hatte sich Riesch im Dezember 2005 ihren zweiten Kreuzbandriss (im linken Knie) zugezogen. Deshalb bremste die 24-Jährige zu arg und landete mit 3,11 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Tessa Worley (Frankreich) nur auf Platz 16. „Es gab schlimme Unfälle im ersten Durchgang, und im Unterbewusstsein nehme ich mich dann zurück“, gestand Riesch. Die Spanierin José Rienda Contreras (Kreuzbandriss) und die Italienerin Chiara Costazza (Achillessehnenriss) hatten sich schwer verletzt. „Es war sehr eisig und sehr schwierig. Deswegen habe ich mich nicht getraut, voll zu fahren“, gab die Partenkirchenerin hinterher zu.
Safety first also. Dafür ließ sie dann am Sonntag beim Slalom den Skiern schon etwas mehr freien Lauf. Platz drei nach dem ersten Durchgang, am Ende Rang sechs für Riesch: „Schade, dass ich im zweiten Lauf ein bisserl nachgelassen habe.“
Nach ihren vielen Verletzungen – Kreuzbandrisse in beiden Knien, Schulterfraktur, einer Schienbeinkopfverletzung, Mittelhandbruch – ist ja wirklich Sicherheit Trumpf in gewissen Situationen. „Wenn man während des Laufes merkt, dass es brutal gefährlich wird, macht man es aus dem Bauch heraus. Und meiner sagt mir dann vielleicht inzwischen: eher Vorsicht als volles Risiko“, sagte Riesch in der „Welt am Sonntag“.
Trotzdem sei sie aber „immer noch ein Renntyp“. Auf der Skipiste – und vor allem auf der Autobahn. Da gibt die rasante Maria gerne Vollgas. Mit ihrem liebsten Spielzeug. „Ich habe mir 2007 den Audi R8 gekauft, einen kleinen schwarzen, ein Rennwagen wie ein Porsche“, erzählt Riesch. „Das ist ein Spaßfaktor, den ich mir gönne.“ Ein Geschoss mit 420 PS, das in 4,6 Sekunden von Null auf 100 beschleunigt. „Der fährt 300“, sagt Riesch. Und verführt zum Geschwindigkeitsrausch. „So mit 200 Stundenkilometern auf der Autobahn wenn nicht viel los ist“, ist Maria gerne unterwegs. Ab 250 aber ist es Riesch „zu stressig“.
Zumal sie schon zweimal Lehrgeld zahlen musste. Maria erzählt in „WamS“: „Am Autobahnende von München nach Garmisch, wo es ganz lang ganz gerade geht, habe ich geschaut, was geht. Bei Tacho 300 kam leider die 120-km/h-Begrenzung, dann 100, dann 80. Da bin ich in die Eisen gestiegen, hatte aber immer noch 114 in der 80er-Zone. Da bin ich geblitzt worden und habe den Führerschein abgegeben.“
Nicht das erste Mal. „Ich hatte zweimal den Führerschein weg“, so Riesch. Weil sie aus Schaden klug wurde, fährt sie nun „nie mehr als 20 Stundenkilometer drüber“. Und auch nicht Vollgas auf der vereisten Ski-Piste. Wie in Aspen. „Meine Einstellung ist professioneller geworden“, sagt Maria, die vergangene Saison den Weltcup im Super-G und in der Kombination gewann. „Mann muss wissen, wann man was riskieren kann und wann es zu viel des Guten ist.“
F.M.