Revolte gegen neue Regel:Eis-Stars empört

Seit dem Sommer gilt im Eisschnelllauf eine neue Regel: Wer auf der Zielgeraden seine Bahn verlässt, wird sofort disqualifiziert. In vielen Ländern regt sich jetzt heftiger Protest dagegen. Auch von den deutschen Läufern ist keiner begeistert.
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Shani Davis ist sauer: „Diese Regel stinkt“
dpa Shani Davis ist sauer: „Diese Regel stinkt“

ERFURT - Seit dem Sommer gilt im Eisschnelllauf eine neue Regel: Wer auf der Zielgeraden seine Bahn verlässt, wird sofort disqualifiziert. In vielen Ländern regt sich jetzt heftiger Protest dagegen. Auch von den deutschen Läufern ist keiner begeistert.

Shani Davis ist sauer. „Diese Regel stinkt“, meint der 1000-Meter-Olympiasieger aus den USA über die neue Idee der Verantwortlichen des Weltverbandes ISU. In den Testrennen für die am nächsten Wochenende in Heerenveen beginnende Weltcup-Saison wurden schon serienweise Athleten disqualifiziert, die Empörung in der Welt der Eisschnellläufer ist groß.

Stein des Anstoßes ist eine neue Regel, wonach ein Verlassen der Bahn auf der Zielgeraden nun streng verboten ist und sofort mit Disqualifikation geahndet wird. „Man kennt das doch aus der Schule, dass man auf einer Geraden nicht abkürzen kann. Ich weiß nicht, wer sich so etwas ausdenkt“, kritisierte der Erfurter Robert Lehmann und sein Teamgefährte Patrick Beckert findet nur zwei Worte: „Einfach Schwachsinn.“

Seine Schwester Stephanie, die Team-Olympiasiegerin und zweimalige Silbermedaillen-Gewinnerin von Vancouver zuckt mit den Schultern. „Es ist beschlossen, da kann man nichts machen. Mich betrifft das aber nicht so sehr, ich laufe ziemlich geradlinig“, sagte die 22-jährige Erfurterin, die am Mittwoch gerade zur Eisschnellläuferin des Jahres gekürt wurde. Ihr große Konkurrentin Martina Sablikova, die ihr bei Olympia über 3000 und 5000 Meter das Gold wegschnappte, wird sich künftig aber sehr umstellen müssen. Die Tschechin ist dafür bekannt, dass sie mit ihrem weit ausholenden Schritt oft die Trennlinie zwischen den Bahnen kreuzte.

 Die deutschen Trainer versuchen indes, die Emotionen zu dämpfen. „Wir sollten uns nicht so aufregen. Die Praxis wird zeigen, dass das gar nicht praktikabel ist“, meinte Mehrkampf-Bundestrainer Stephan Gneupel, der Heimcoach der Beckert-Geschwister. „Wir können jetzt lange über das Für und Wider streiten. Die ISU hat es beschlossen und zurücknehmen kann das frühestens der nächste Kongress in zwei Jahren“, sagte Teamchef Helge Jasch gelassen.

Die Eis-Stars aus aller Welt wollen sich damit nicht zufriedengeben. In den Niederlanden kursieren – mit Unterstützung des Verbandes KNSB – bereits Unterschriftenlisten, mit denen die ISU zum Einlenken gezwungen werden soll. 1500-Meter Olympiasieger Mark Tuitert aus den Niederlanden rief auf seinem Twitter Feed zum Widerstand gegen die neue Regel auf, die seiner Meinung dem Sport die Dynamik nimmt. Sein prominenter Landsmann, 5000-m-Olympiasieger Sven Kramer unterstützt ihn dabei ebenso wie Shani Davis. „Das ist eine dumme Regel“, sagt Davis, der sich vor allem beklagt, dass ja niemand vom Verlassen der Bahn auf der Geraden profitiert.

  „Neue Regeln haben selten einen hohen Sympathie-Wert“, kontert Günter Schumacher, der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf- Gemeinschaft DESG. „Wenn sich die Emotionen gelegt haben, werden auch die Sportler erkennen, dass sich die ISU auch etwas bei der Regeländerung gedacht hat. Schließlich geht es auch um die Sicherheit der Athleten, die beim Bahnwechsel ja auch den Gegner gefährdeten“, fügte er hinzu.

dpa

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