Reaktionen und Sanktionen in der Sportwelt nach Putins Angriffskrieg
München - Der grausame russische Angriffskrieg in der Ukraine - nachdem der erste Schock darüber vorüber ist, flutet gerade eine Woge der Solidarität die Sportwelt.
Gazprom verschwand von Schalkes Trikots
Und in Deutschland führt er sogar erbitterte Rivalen zusammen: Schalke und Borussia Dortmund. Der königsblaue Zweitligist hatte schon am Donnerstag entschieden, den Schriftzug von Sponsor Gazprom vom Trikot zu entfernen. Beim 1:1 in Karlsruhe am Samstag traten die Knappen stattdessen mit "Schalke 04" auf der Brust an.
Hilfe von unerwarteter Seite
Für diesen notwendigen, aber auch finanziell schwierigen Schritt bekommt der Revierklub nun Hilfe von unerwarteter Seite. DFB-Interims-Präsident Hans-Joachim Watzke, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball Liga (DFL) und Klubchef von Borussia Dortmund, hatte im ZDF eine Unterstützung der anderen Vereine für Schalke ins Gespräch gebracht. Er sei sehr froh, betonte Watzke, dass die neue Schalker Führung "jetzt klar Haltung beweist".
Das Champions-League-Finale findet nicht in St. Petersburg statt
So weit wie S04 ist die Uefa offiziell noch nicht - aber auch der Kontinentalverband plant wohl die Trennung vom russischen Großsponsor Gazprom. Nach Informationen der englischen "Times" wird an einer Auflösung des millionenschweren Vertrags gearbeitet. Schon am Freitag hatte der europäische Dachverband das Champions-League-Finale am 28. Mai von St. Petersburg ins Stade de France nach St. Denis verlegt.
Die Uefa arbeitet seit zehn Jahren mit Gazprom zusammen
Die Uefa würde mit der Trennung von Gazprom wirtschaftlich durchaus ein großes Opfer bringen. Die seit zehn Jahren bestehende Zusammenarbeit läuft noch bis 2024, die EM-Endrunde in Deutschland eingeschlossen. Schätzungen zufolge kassierte die Uefa bislang 48 Millionen Euro pro Jahr von dem Gaskonzern.
Russische Sportler stellen sich gegen Putin
Opfer, wenn zunächst auch nicht finanzieller Art, bringen aktuell auch die vielen prominenten russischen Sportler, die sich offen gegen ihren Präsidenten stellen. Nach seinem Sieg am Wochenende beim Turnier in Dubai, schrieb Tennis-Profi Andrej Rublev auf die Linse einer TV-Kamera "No war please" (Bitte keinen Krieg) und positionierte sich damit klar gegen den von Putin befohlenen Angriff auf das Nachbarland Russlands.
Dass so ein öffentliches Statement Konsequenzen haben könnte, dürfte Rublev durchaus bewusst sein. Gleiches gilt für Fedor Smolov. Der 32 Jahre alte Stürmer von Dynamo Moskau schrieb "Nein zum Krieg" bei Instagram und ließ seiner Botschaft ein gebrochenes Herz und eine ukrainische Flagge folgen.
Das sagt Eishockey-Superstar Aleksander Owetschkin
Etwas vorsichtiger äußerte sich Eishockey-Superstar Aleksander Owetschkin. Der NHL-Profi der Washington Capitals, der mit Putin persönlich bekannt ist, sagte nach einer Trainingseinheit: "Natürlich ist es eine schwierige Situation. Ich habe viele Freunde in Russland und der Ukraine, und es ist schwer, den Krieg zu sehen", fügte Owetschkin an, der hofft, "dass der Krieg bald vorbei ist". Er fügte aber auch noch treu ergeben hinzu: "Er (Putin, d. Red.) ist mein Präsident."
"Bitte helft uns, diesen Krieg zu beenden"
Ukrainische Sportler riefen derweil zur Unterstützung ihrer Heimat auf. Während die ehemaligen Schwergewichts-Champions Vitali (50) und Wladimir (45) persönlich zu Waffe greifen wollen, appellierte Tennis-Profi Elina Switolina via Soziale Medien, ihre Heimat zu unterstützen: "Mein Herz blutet" schrieb die aktuelle Nummer 15 der Weltrangliste und forderte: "Bitte helft uns, diesen Krieg zu beenden."
Sportliche Sanktionen für Russland
Neben den Solidaritätsbekundungen führt Putins Krieg auch schon zu ernsthaften sportlichen Sanktionen für Russland. Nachdem zuerst Sebastian Vettel zusammen mit einigen Formel-1-Kollegen zum Boykott des Rennens in Sotschi im kommenden September aufgerufen hatte, wurde der Termin nun von den Bossen der Rennserie ersatzlos gestrichen.
Ausschluss-Forderungen und Hymnen-Verboten
Während sich der Weltsport mit Ausschluss-Forderungen und Hymnen-Verboten immer massiver gegen Russland stellt, ist nun sogar Putin persönlich vom Bannstrahl betroffen - und genau dort getroffen, wo es dem geltungssüchtigen Männlichkeitsfanatiker besonders wehtut. Der Kreml-Chef, immerhin langjähriger aktiver Kämpfer und Träger des Schwarzen Gürtels, wurde nun als Ehrenpräsident des Judo-Weltverbandes IJF und Botschafter des Sports suspendiert.