Ran ans Schweinchen!

Sobald in München die Sonne scheint, zieht es die Boule-Spieler ins Freie. Die AZ hat drei von ihnen besucht – und sich die Faszination der altehrwürdigen Kugelsportart erklären lassen
Sebastian Schulke |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Schulke

Knapp 20 Kilo wiegt die kleine braune Ledertasche, die Johannes Baresi auf seinen Rücken geschnallt hat. So fährt er schwer bepackt mit seinem Rad durch die Straßen von München, an der Theresienwiese und Bavaria vorbei. Begleitet wird er von seinem Sohn Toni und dessen Freund Fritz, die strampeln fleißig hinterher. An einer großen, weiten Wiese umringt von Bäumen halten die Drei an.

Signore Baresi wuchtet seine Tasche zu Boden und sagt mit einem breiten Grinsen: „So, jetzt wollen wir mal unseren Goldschatz vergraben.“ Doch als er die braune Ledertasche mit rotem Innenfutter öffnet, purzeln keine Goldbarren heraus, sondern Kugeln aus glänzendem Stahl. Insgesamt 18 Stück mit drei verschiedenen Mustern und eine kleine Holzkugel, noch etwas kleiner als ein Tischtennisball. Schließlich handelt es sich bei Johannes, Toni und Fritz nicht um eine kleine Räuberbande, die ihre Beute verstecken will. Sie wollen Boule spielen – die altehrwürdige Kugelsportart aus Frankreich.

„Ab den ersten Sonnenstrahlen im Frühling wird der Hofgarten in München wieder bevölkert von Boule-Spielern. Da gibt es dann kaum noch einen freien Fleck auf den Kieswegen“, sagt Baresi und betont: „Das ist viel zu viel Rummel.“ Johannes, Toni und Fritz spielen lieber in dem kleinen Bavariapark an der Theresienhöhe. Da gibt es auch genügend Kies und Wege.
„Und die Wiese“, sagt Toni und lacht. Sein Papa erklärt: „Da rollen die Kugeln nicht so schnell. Das ist super für Kinder und Anfänger, damit man ein Gefühl für die schweren Spielgeräte bekommt.“ Gut ein Kilo wiegt „la boule“ – die Kugel. Zumindest die aus Stahl. Holzkugeln sind leichter.

Dann geht es los: Jeder bekommt vier Kugeln mit jeweils unterschiedlichem Muster. Ziel ist es, damit möglichst nah an das „cochonnet“, das Schweinchen, so heißt die kleine Holzkugel, zu gelangen. Das „cochonnet“ und die gegnerischen Kugeln können dabei auch weggestoßen oder weggeschossen werden. „Das macht viel Spaß“, meint Fritz. Und Signore Baresi, dessen Vater aus Mailand stammt und die italienische Variante Boccia spielt, ergänzt: „Mein Papa hat mich damals ebenso früh mit dem Boule-Virus angesteckt. Die doch sehr spezielle Mischung aus Golf, Billard und Kugelstoßen hat es irgendwie in sich.“

Als jeder seine Kugeln geworfen hat, muss gemessen werden. Denn Toni und Fritz liegen gleich auf. Ein schwarzes, dünnes Band mit zwei roten Plastikspitzen an den Enden entscheidet nun, wer der Gewinner dieser Boule-Partie ist. Es ist Toni. „Aber Platz zwei ist auch super, Fritz“, sagt Baresi, der noch eine schwarze, dünne Schnur dabei hat – an dem einen Ende befindet sich ein Haltering und am anderen ein Magnet. „Da braucht man sich nicht zu bücken und kann die Kugeln einfach so mitnehmen. Das ist eher was für die ältere Generation.“

Fritz und Toni wollen davon nichts wissen, schnappen sich ihre Kugeln und rennen zur Wurflinie zurück. Noch eine Partie...

 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.