Quarterback Kaepernick: Gegen alle Widrigkeiten

Mit den San Franciso 49ers steht Quarterback Colin Kaepernick im Superbowl-Finale. Der nächste große Kampf: Das Adoptivkind hatte es nie leicht – und sollte eigentlich erst Baseballer werden.
M. Kerber |
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49ers Quaterback Collin Kaepernick
dpa 49ers Quaterback Collin Kaepernick

Mit den San Franciso 49ers steht Quarterback Colin Kaepernick im Superbowl-Finale. Der nächste große Kampf: Das Adoptivkind hatte es nie leicht – und sollte eigentlich erst Baseballer werden

NEW ORLEANS „Against all odds” ist in großen Lettern auf der Brust von Colin Kaepernick eintätowiert. Against all odds – allen Widrigkeiten zum Trotz. Das ist das Motto des 25-jährigen Quarterbacks, der in seinem erst zehnten Profi-Football-Spiel die San Francisco 49ers in den Superbowl geführt hat. Gegner in diesem größten Sportspektakel der Welt sind in der Nacht auf Montag die Baltimore Ravens.


Das Leben Kaepernicks ist eines voller Widrigkeiten. Als er nur ein paar Tage alt war, gab ihn Mutter Heidi Russo zur Adoption frei. Teresa und Rick Kaepernick nahmen sich des kleinen Colin an, sie störte es überhaupt nicht, dass er ein Mischlingskind war. „Die Behörden teilten uns mit, dass wir, da wir bereits zwei gesunde Kinder hatten, nur noch ein behindertes oder ein Mischlingskind adoptieren könnten”, erinnert sich Teresa. Zwei Familientragödien hatten sie zu diesem Schritt gebracht.

Nachdem das Paar bereits zwei Kinder hatte, kam Lance zur Welt. Er wurde nur 23 Tage alt. Zwei Jahre später bekamen die Kaepernicks einen weiteren Sohn. Er lebte vier Tage. „Die Ärzte sagten uns, dass die Chancen, dass wir lebensfähige Kinder kriegen könnten, unter 50 Prozent sei”, sagte Teresa. Das Risiko, dass ihnen erneut das Herz gebrochen würde, war zu groß. Sie entschieden sich für die Adoption.


In seiner Jugend hatte Colin mit Rassismus zu kämpfen, es dauerte, bis er sich in seiner Haut wohlfühlte, bis er nicht mehr der Außenseiter war. Es war der Sport, der ihm den Weg aus der inneren Isolation wies. Colin war ein ausgezeichneter Basketballer, ein guter Footballer und ein unglaublicher Baseballer. Mehrere Sportstipendien wurden ihm angeboten, aber nur für den Baseballer. Die Chicago Cubs drafteten Kaepernick, unterbreiteten ihm einen Profivertrag. Doch Colin wollte nur Footballer werden.

Doch mit 77 Kilo bei 1,98 Körpergröße hatte er nicht den Körper eines Footballers. Erst als sich mehrere andere Spieler verletzten, bekam er im College seine Chance. Und die nutzte er. Er wurde zum Star, aber die Profis-Klubs zweifelten an seinem Talent. Doch die 49ers sicherten sich den Quarterback. Auch dort spielte er die ersten eineinhalb Jahre nicht, bis Stamm-Quarterback Alex Smith sich verletzte. Was Kaepernick dann zeigte, ließ die Kinnladen tiefer fallen. Er führte die 49ers nach 18 Jahren wieder in den Superbowl und pulverisierte mehrere Playoff-Rekorde der NFL.


„Football ist mein Leben”, sagt er. Der Fluch, das sind für ihn die Neider. So war plötzlich seine leibliche Mutter wieder da, sie kontaktierte den Sohn, den sie einst nicht wollte und der nun zum millionenschweren Superstar gereift war. Colin lehnte ein Treffen ab. „Ich habe eine Familie, die immer für mich da war. Ich habe alles, was ich brauche. Mein Leben war nicht immer leicht – against all odds – da lernt man, wer zu einem gehört und wer nicht.”

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