Problematischer Charme
AZ-Mitarbeiter testen Skigebiete. Heute: Das Sudelfeld im Schatten des Wendelsteins
Vor dem Dauerregen bin ich geflohen. Am Samstag war nur eine Handvoll Lifte in Betrieb. Auch Sonntag erholte sich das untere Sudelfeld noch von der Nässe. Der Schneebericht sprach von „teilweise aperen” Stellen, im beschneiten Teil galten die Verhältnisse noch als „befriedigend”.
Das ist das Problem aller Skigebiete in den Bayerischen Alpen. Oft taut es um Weihnachten herum. Ehe es Ende Januar richtig kalt wird, sind die Ferien schon vergessen. Zur Überbrückung solcher Regenphasen soll kräftiger als bisher beschneit werden. Die Liftbetreiber wollen deshalb mitten im Landschaftsschutzgebiet unterhalb der Speckalm einen 1,5 Hektar großen Wasserspeicher errichten.
Im kommenden Sommer sollen die Bagger anrücken, aber noch fehlt die Genehmigung. Umweltverbände und der Alpenverein wehren sich gegen mit Steuergeld finanzierte Zerstörung.
Man kann lange darüber streiten, ob es nicht besser wäre, in Bayern nachhaltigere Formen des Wintertourismus zu fördern, als den Skigebieten in Tirol nachzulaufen. Andererseits: Die Schlepplifte am Sudelfeld könnten eine Erneuerung vertragen. Das Skigebiet, in dem viele Münchner ihren ersten Skikurs gemacht haben, hat seinen Charme. Es ist besonders für Familien bestens geeignet, weil die Pisten jedem etwas bieten: Für Mutige gibt es die Steilabfahrt in die Rosengasse, für Genussfahrer den Kitzlahnerlift und Anfänger können vom Parkplatz direkt aufs Untere Sudelfeld rutschen.
Mit der Oberlandbahn käme man auch ohne Auto hin. Am Donnerstag waren die Wartezeiten kurz, obwohl viele Skischulen unterwegs waren. Die Speckalm war leider überfüllt. Aber man verhungert trotzdem nicht, auch wenn am Berg etwas rustikal gekocht wird. Ich wäre gern länger im Berghotel Sudelfeld geblieben, dessen größter Reiz sein direkter Pistenanschluss ist. Aber ich bin nicht sicher, ob mir die Gegend mit Staumauer noch gefällt.
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