Pole-Comeback für Vettel - Mercedes weit hinten
Valencia (dpa) - Sebastian Vettel ist obenauf, Michael Schumacher und Mercedes sind am Tiefpunkt: Während Vize-Weltmeister Vettel beim Großen Preis von Europa zum 4. Mal in dieser Formel-1-Saison auf die Pole Position raste, gingen Schumacher und Nico Rosberg auf dem Hafenkurs in Valencia baden.
Mit den Plätzen 15 und 12 erlebte das Werksteam das schlechteste Qualifikationsergebnis. «Ich bin genauso ratlos wie alle», meinte Rekordweltmeister Schumacher. «Wenn es ums Qualifying geht, kommen wir nicht in den Gänge.» Dagegen durfte Vettel endlich wieder jubeln. Erstmals seit vier Rennen geht der Heppenheimer am 27. Juni (14.00 Uhr) wieder von Startplatz eins in einen Grand Prix und hat die große Chance, im Titelkampf endlich wieder ganz vorn mitzumischen.
«Nach den letzten holprigen Rennen hat es endlich wieder geklappt. Heute war kein einfacher Tag. Die Strecke hat sich im Qualifying geändert», sagte der 22-Jährige, der in den vier zurückliegenden Qualifikationen stets hinter seinem Teamrivalen Mark Webber lag.
Diesmal musste der Australier als Zweiter seinem elf Jahre jüngeren Kollegen den Vortritt lassen. Vettel setzte sich in 1:37,587 Minuten durch, Webber benötigte 1:37,662 Minuten. Dritter wurde McLaren-Pilot Lewis Hamilton, der zuletzt nach seinen Erfolgen in Istanbul und Montréal die WM-Führung übernommen hat.
Die Pole Position hat in Valencia eine größere Bedeutung als auf manchen anderen Strecken. Denn auf dem 5,419 Kilometer langen Hafenkurs gibt es kaum Möglichkeiten zu überholen. «Ich denke, wir sind hier sehr stark», glaubt Vettel. Zu den Überraschungen zählte Nico Hülkenberg. Der Williams-Pilot erreicht mit Platz acht sein zweitbestes Ergebnis in seinem Premieren-Jahr und war bis auf die Tausendstelsekunde gleich schnell wie sein Teamkollege Rubens Barrichello.
Als die zehn besten Fahrer noch um die Pole Position bei dem Mittelmeer-Grand-Prix kämpften, standen Schumacher und Rosberg bereits in der Box und betrieben Ursachenforschung. Weit kamen sie dabei - noch - nicht. «Wir haben uns einen großen Schritt nach vorne erhofft, und es geht voll nach hinten los», klagte Rosberg, der sich für seinen 25. Geburtstag am Renntag mehr einen Platz im Mittelfeld gewünscht hatte.
Bremsen und Reifen machte sein 16 Jahre älterer Teamkollege wieder einmal als Schwachpunkte aus. «Wir haben den Stein des Weisen noch nicht gefunden», sagte Schumacher. Zweifel an der eigenen Leistung hatte er nach seinem schlechtesten Resultat im Comeback-Jahr aber nicht. «Man sieht es ja auch an Nico, dass unsere Performance im Moment nicht ausreicht», sagte der Altmeister.
Auch für Adrian Sutil lief es nicht optimal. Nach den vielversprechenden Eindrücken im Training kam er im Force India nicht über den 13. Platz heraus. Timo Glocks 22. Rang im unterlegenen Virgin war indes im Rahmen der niedrigen Erwartungen.
Mercedes droht nun endgültig den Anschluss an die Top-Teams zu verlieren. Red Bull und McLaren rasen in beiden WM-Wertungen davon. Auch Ferrari ist mit Fernando Alonso und Felipe Massa in Schlagdistanz, auch wenn Alonso seinen heimischen Fans eine bessere Show als Rang vier bieten wollte. Massa wurde Fünfter.
Vor dem neunten von 19 Saisonläufen liegt Hamilton (109 Punkte) im Fahrer-Klassement vorn. Sein Teamkollege und Weltmeister Jenson Button, in Valencia nur Siebter, liegt drei Zähler dahinter. Dritter ist Webber (103) vor Alonso (94) und Vettel (90). Rosberg (74) folgt mit einigem Abstand als Sechster, Schumacher (34) ist sogar nur Neunter. Bei den Konstrukteuren gibt derzeit McLaren (215) den Ton an, Red Bull (193) und Ferrari (161) lauern, während Mercedes (108) nur vierte Kraft ist.