Philipp Kohlschreiber steht im Viertelfinale von Halle
Halle/Westfalen - Philipp Kohlschreiber hat die "größte" Herausforderung im Welttennis bewältigt und darf weiter auf seinen zweiten Triumph im ostwestfälischen Halle hoffen. Die deutsche Nummer eins setzte sich im Achtelfinale gegen den 2,11-m-Hünen Ivo Karlovic aus Kroatien mit 6:7 (7:9), 6:4, 7:5 durch. Nach 2:14 Stunden verwandelte Kohlschreiber seinen ersten Matchball und brüllte seine Erleichterung über den Center Court.
Der Augsburger zog durch seinen 385. Sieg auf der ATP-Tour mit dem früheren Wimbledonsieger Michael Stich gleich. Nur zwei deutsche Spieler - Boris Becker (713) und Tommy Haas (563) - haben mehr Matches gewonnen. "Die hole ich mir auf jeden Fall noch. Das ist doch klar", scherzte der gut aufgelegte Kohlschreiber. Doch im Ernst: "Das bedeutet mir gar nichts. Ich will so weiter machen und noch möglichst viele Siege sammeln."
Viertelfinale gegen Ösi-Youngster Thiem
Im Viertelfinale am Freitag hat er die nächste Chance, womöglich gegen einen guten Bekannten: Sollte der Österreicher Dominic Thiem seine Partie gegen den Russen Teimuras Gabaschwili gewinnen, käme es zum dritten Aufeinandertreffen der beiden Kumpel und Doppelpartner auf deutschem Boden seit Anfang Mai. In München auf Sand hatte Kohlschreiber im Endspiel triumphiert, am Montag revanchierte sich Thiem im Finale von Stuttgart auf Rasen.
Neben Kohlschreiber (32) haben ebenfalls am Freitag auch Teenager Alexander Zverev (Hamburg) und Florian Mayer (Bayreuth) die Chance auf den Einzug ins Halbfinale der Gerry Weber Open. Zverev bekommt es am Freitag mit Marcos Baghdatis (Zypern) zu tun, Mayer trifft auf Vorjahresfinalist Andreas Seppi (Italien).
Ob gegen Thiem oder Gabaschwili: Kohlschreiber erwartet in der Runde der besten Acht ein ganz anderes Match als gegen Karlovic. 26 Assen schaute er hinterher, sein Frust wuchs von Minute zu Minute, obwohl er der eindeutig bessere Spieler war. Im ersten Durchgang vergab Kohlschreiber fünf Satzbälle, im dritten schmiss er seinen Schläger entnervt auf den Rasen.
Geduldsspiel gegen den "Herrn der Asse"
Dennoch nahm das Geduldsspiel gegen den "Herrn der Asse" ein gutes Ende, weil Kohlschreiber bei eigenem Aufschlag keinen Breakball zuließ und im entscheidenden Satz bei 5:5 nicht locker ließ. Das Break zum 6:5 war die Entscheidung. Das war beiden Spielern klar.
"Ich bin stolz, dass ich mich nach dem ersten Satz zurückgekämpft habe", sagte Kohlschreiber: "Es war so schwierig wie erwartet, er gibt dir keinen Rhythmus. Aber ich habe alles akzeptiert, was passiert ist, und nicht zu viele Emotionen gezeigt." Im vergangenen Jahr hatte Karlovic im Viertelfinale von Halle mit 45 Assen einen Weltrekord aufgestellt. Besonders auf Rasen ist der 37-Jährige ein gefährlicher Gegner.