Phelps sucht Trost beim Papst

Der bezwungene Star tritt im alten Anzug an. Sein Trainer droht dem Verband mit Boykott.

ROM Mit knirschenden Backenknochen stand Michael Phelps am Podium und schüttelte Paul Biedermann gequält lächelnd die Hand. Natürlich war ein zweiter Platz für ihn, den 14-maligen Olympiasieger, eine Pleite. Und doch gratulierte er trotz des Streits um das Material dem Weltmeister fair: „Ich habe nicht gegen einen Schwimmanzug verloren, sondern gegen einen großartigen Athleten.“

Drastischer äußerte sich Bob Bowman, der Trainer von Phelps. Er kündigte einen Boykott des Superstars bei allen Wettkämpfen an, zu denen die High-Tech-Anzüge noch zugelassen sind. „Das Schwimmen ist nur noch Chaos“, sagte er. „Wir haben die gesamte Geschichte unseres Sports verloren. Es wäre besser, wenn die FINA etwas tut, sonst wird sie den Mann verlieren, der die Stadien füllt.“

Phelps schwimmt immer noch in einem Anzug, der nur zu 50 Prozent aus dem umstrittenen Kunststoff Polyurethan besteht, der vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen von Peking noch als das Nonplusultra galt.

Möglich ist natürlich aber auch, dass Phelps einfach nicht mehr in der Form von 2008 ist – nach einem genussvollen Leben, nach der Wasserpfeifen-Affäre, die ihm eine dreimonatige Sperre einbrachte. Trost wird Michael Phelps am Samstag finden, wenn er sich einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, mit einer Audienz bei einem Landsmann von Paul Biedermann, bei Papst Benedikt XVI. in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo. Dann wird Michael Phelps beim Händeschütteln wohl entspannter schauen.