Pferdesport: AZ-Interview mit Team-Olympiasiegerin Dorothee Schneider

Gold-Reiterin Schneider Dorothee Schneider tritt an diesem Wochenende bei den Munich Indoors an. Hier spricht sie über Olympia in Rio, ihre Anfänge als Reiterin und ihr Erfolgspferd Showtime.
von  Anna Böhm
Goldenes Gespann: Dorothee Schneider auf Showtime bei Olympia in Rio de Janeiro.
Goldenes Gespann: Dorothee Schneider auf Showtime bei Olympia in Rio de Janeiro. © dpa

München - Die 47-jährige deutsche Dressurreiterin Dorothee Schneider gewann bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Gold mit dem Team. In Framersheim (Rheinland-Pfalz) betreibt sie ein eigenes Gestüt.

AZ: Frau Schneider, Sie haben im Sommer mit Showtime bei Olympia in Rio Team-Gold geholt. Warum treten Sie dieses Jahr bei den Munich Indoors nun mit der Stute Fohlenhofs Rock’n Rose an?
DOROTHEE SCHNEIDER: Ich konnte hier letztes Jahr beim Sieg im Grand Prix Special einen tollen Erfolg mit Showtime feiern. Jetzt nach Olympia hat er ein bisschen Chillzeit. Ich wollte aber auch dieses Jahr wieder gerne in München reiten. Deshalb bin jetzt mit diesem Nachwuchspferd am Start.

Zu Ihren Reitanfängen: Ist es eigentlich wahr, dass Sie sich die Reitstunden von Ihrem Vater erkämpfen mussten?
(lacht) Mein Vater ist Diplom-Landwirt und war immer sehr selbstständig – selbst und ständig. Er ist auch geritten, war aber oft sehr beschäftigt und als Kind musste ich dann schon immer mal wieder anklopfen und sagen: „Hallo ich bin dann auch noch da.“ Ich war schon immer bestrebt, besser zu werden. Meine Reitstunden musste ich mir dann, naja, erkämpfen ist vielleicht das falsche Wort. Aber ich musste hinter ihm her sein.

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Eigentlich wollten Sie Tiermedizin studieren, es ist dann aber doch die Ausbildung zur Bankkauffrau geworden.
Nach dem Abitur wollte ich in den Finanzsektor, weil ich wusste, dass ich mich selbstständig machen wollte. Das wussten Sie damals schon? Ja, es war nur noch die Frage, ob Tiermedizin oder ein anderer Bereich. Eigentlich wollte ich Tiermedizin studieren, aber dann sind wir umgezogen, haben einen neuen Betrieb aufgebaut. Daher hat das mit dem Studium von der Situation her einfach nicht gepasst. Aber ich wusste damals schon, dass ich im Reiten mein Talent habe - und ich das später machen möchte. Darum habe ich es damals einfach vorgezogen.

Unter anderem haben Sie auch die Weiterbildung zur Besamungswartin gemacht. Wie kann man sich das vorstellen?
Bei Pferden wird viel mit Frischsperma-Übertragung gearbeitet. Die Hengste geben den Samen ab, der wird aufbereitet und versendet, sodass aus einer Portion dann mehrere Stuten belegt werden können. Dieses Abnehmen, das Aufbereiten und so, das macht der Besamungswart.

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Ist das Pendeln zwischen dem eigenen Betrieb und den Turnieren sehr stressig?
Ich bin ja nicht alleine, sondern habe ein Team von zehn Leuten, das schon sehr lange mit mir arbeitet. Aber es ist schon immer ein Spagat. Bei Turnieren komme ich immer kurz vor knapp, damit ich zuhause noch möglichst viel machen kann. Ein logistisches Meisterwerk. Bis jetzt funktioniert das aber sehr gut. Nach Olympia-Silber vor vier Jahren in London gab es in Rio sogar die Mannschafts-Goldmedaille.

Hat sich danach etwas verändert?
(lacht) Grundsätzlich bin ich so wie vorher auch. Olympia ist das Größte, was ein Sportler erreichen kann. Es war supertoll. Und Gold mit dieser Mannschaft zu gewinnen, ist etwas, was einem keiner mehr nehmen kann. Man merkt natürlich auch, dass mehr Aufmerksamkeit da ist und auch bei meinem Betrieb zu Hause gibt es mehr Anfragen.

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Gab es in Rio de Janeiro etwas, an das Sie sich besonders gerne erinnern?
Ja, das Olympische Dorf. Es ist zwar sehr klein, aber mit 10 000 Sportlern auf einem Haufen zu sein, ist toll. Es ist wirklich eine tolle Erfahrung.

Manche der Pferde, die Sie reiten, müssen Sie irgendwann auch wieder abgeben. Fällt das schwer?
Ja, das ist sehr schwer. Ich bin aber auch froh, dass ich mir das erhalten habe. Mein Leben ist die Pferdeausbildung. Wenn man dann - wie ich mit Showtime - mit einem selbst ausgebildeten Pferd zu Olympia kommt, ist das eigentlich sogar noch ein größerer Erfolg.

Und wie sieht es mit Ihren Zukunftsplänen aus?
Es ist immer der Weg das Ziel - und nach Olympia ist vor Olympia. Showtime ist ja noch sehr jung, erst zehn. Der hat also noch Luft nach oben. Und ansonsten immer die guten Nachwuchspferde, die ich glücklicherweise im Stall habe, voranzubringen. Das ist einfach mein Leben.

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