Pesic und die Wahrheit
München - Konfliktscheue kann man Svetislav Pesic, dem Trainer der Basketballer des FC Bayern, sicher nicht unterstellen. Bei jedem Spiel ist er an der Seitenlinie hochemotional, aufbrausend. Er ist keiner, der seinen Unmut herunterschluckt. Deswegen lässt er jetzt auch den deftigen Rüffel, den er von Liga-Boss Jan Pommer („respektlos und verkehrt”) erhalten hat, nicht unkommentiert.
„Ich bin Botschafter des deutschen Basketballs – von mir wird erwartet, die Wahrheit zu sagen – und Wahrheit tut manchmal weh”, sagte Pesic vor dem dritten Spiel im Playoff-Halbfinale am Donnerstag (16.05 Uhr, Sport1 live) bei Meister Bamberg. In der Serie (Best of Five) steht es 1:1.
Die Wahrheitsliebe Marke Pesic hat den Zoff losgetreten. Nach der ersten Heimpleite (83:93) der Bayern unter Pesic, hatte er über Referee Moritz Reiter geätzt: „Er ist nicht gut genug für die Playoffs. Solche brauchen wir im Basketball nicht.” Und sein Sohn, Bayerns Sportdirektor Marko Pesic, hatte gesagt: „Dass dieser Schiedsrichter noch einmal in den Playoffs pfeift, ist für uns völlig unverständlich.”
Referee Reiter, der mehrere umstrittene Entscheidungen gegen Bayern gefällt hatte, machte bereits im Viertelfinale zwischen Bamberg und Hagen eklatante Fehler und erntete damals ungewohnt massive Kritik seitens der BBL. Doch jetzt stellt sich die Liga schützend vor ihren Referee, sie hat nicht nur von Trainer Pesic, sondern auch von Pesic jr. eine Stellungnahme eingefordert. „Ich habe nichts Unrechtes getan”, sagte der 63-jährige Serbe, der sich eben als Botschafter des Basketballs versteht. Und das mit Recht. 1987 übernahm Pesic das Amt des Bundestrainers, führte Deutschland 1993 sensationell zum EM-Titel. Anschließend wechselte er zu Alba Berlin. In den folgenden sieben Jahren gewann er vier Mal die Deutsche Meisterschaft. Mit Jugoslawien wurde er 2001 Europameister, im Jahr darauf Weltmeister. 2003 gewann er mit dem FC Barcelona das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Euroleague.