Patrik Kühnen: "So viel Pech hat man nur einmal"
MÜNCHEN - Die BMW Open am Iphitos gehen in die entscheidende Phase. Von frühlingshaften Bedingungen ist leider immer noch nichts zu sehen. Hier spricht der Turnierchef über das schlechte Wetter, die Hoffnung auf einen Federer am Iphitos und das Potenzial der deutschen Spieler.
AZ: Ihr drittes Jahr als Turnierchef der BMW Open, Herr Kühnen. Es hätte besser laufen können.
PATRIK KÜHNEN: Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei diesem Turnier schon mal so dauerhaft kalt und regnerisch war. Das ist richtig Pech. In so einer Veranstaltung steckt nämlich viel Arbeit. Auch von den 300 Helfern beim Iphitos. Und dann ist vieles für die Katz, weil die Zuschauer ausbleiben. Wir werden heuer Verlust machen, das Defizit ist nicht mehr aufzuholen.
Wie kommt man überhaupt noch mit einem blauen Auge davon?
Wenn am Wochenende mal die Sonne rauskommt – und ein deutscher Spieler das Finale erreicht.
Macht der Job unter diesen Umständen eigentlich Spaß?
Na klar! Mir macht's riesig Spaß. Wenn's Probleme gibt, bin ich erst recht motiviert. Zudem haben wir Planungssicherheit, weil BMW den Vertrag bis 2013 verlängert hat. Dafür bin ich sehr dankbar.
Befürchten Sie Auswirkungen aufs nächste Jahr, dass die Fans keine Tickets mehr im Vorverkauf ordern?
Nein, das glaube ich nicht. So viel Pech hat man nur einmal.
Sie können es ja halten wie die Wiesn-Wirte, die jedes Jahr für gutes Wetter eine Kerze stiften in der Wallfahrtskapelle Maria Eich.
Tun die das? Okay, dann habe ich wieder was gelernt. Wenn's hilft, stifte ich gern eine Kerze.
Könnten auch Spieler vom Schmuddelwetter vertrieben werden, lieber bei einem Parallel-Turnier in südlicheren Gefilden zusagen?
Glaube ich nicht. Ich habe mit vielen Spielern gesprochen. Alle haben gesagt: Es tut ihnen leid für die Veranstaltung. Aber sie fühlen sich unheimlich wohl in München, fühlen sich optimal betreut. Viele kommen im nächsten Jahr sicher wieder.
Kommt auch mal wieder ein absoluter Top-Star?
Das wäre mein Wunschtraum. Ich spreche bei den großen Turnieren, die ich als Davis-Cup-Teamchef besuche, immer wieder auch Roger Federer oder Rafael Nadal an. Da gebe ich nicht auf. Aber man muss das auch realistisch sehen. Für unser Turnier (3. Kategorie, d. Red.) muss man schon Glück haben, so einen Topstar zu kriegen.
Unter den Top Ten findet man keinen deutschen Namen, aber mit zehn Profis unter den Top 100 ist Deutschland die beste Nation in der Weltrangliste. Ein neuer Boom?
Auf jeden Fall ein positiver Trend. Was uns halt fehlt, ist mal wieder ein Superstar, das wäre ganz wichtig, die Sportart im ganzen Land wieder richtig zu pushen.
Wer hätte denn das Zeug zum Superstar?
Viele! Kohlschreiber, Petzschner, aber auch Berrer oder Mayer haben das Potenzial. Wo fehlt's dann noch?
Wo fehlt's dann noch?
An der Fähigkeit, auch bei großen Turnieren in der entscheidenden Phase zu bestehen. Da ist viel Psychologie dabei.
Zuletzt bei der Davis-Cup-Niederlage gegen Frankreich gab's Ärger um Absagen. Wirkt sich das auch auf das Relegations-Match im September aus?
Ich gehe davon aus, dass wir da mit dem besten Team antreten. Wir müssen in der Weltgruppe bleiben, egal welchen Gegner wir bekommen.
Sie haben als Team- und Turnierchef größere Erfolge als ihre Ex-Kollegen Boris Becker, der als Teamchef gescheitert ist, und Michael Stich, der ebenfalls aufgab, nun als Turnierdirektor in Hamburg große Probleme hat.
Ich möchte mich nicht mit Boris oder Michael vergleichen, als Spieler waren die eine andere Liga. Aber ein guter Spieler ist nicht automatisch ein guter Trainer. Ins Traineramt muss man reinwachsen. Außerdem bin ich ein Teamplayer, ich arbeite gern in Teams, deshalb machen mir die Jobs als Davis-Cup-Kapitän und Turnierdirektor der BMW Open auch so viel Spaß.
Interview: Franz Meier