Paralmypics-Star: „Ich fühle mich gekauft“

Höfle, der Fahnenträger der deutschen Paralympics-Mannschaft, kritisiert Politik, Verbände und Gesellschaft wegen dem Umgang mit Behinderten – Martin Braxenthaler holt Gold.
von  Abendzeitung
Gleich im ersten Rennen holte er sein 8. Gold: Martin Braxenthaler beim paralympischen Slalom von Whistler.
Gleich im ersten Rennen holte er sein 8. Gold: Martin Braxenthaler beim paralympischen Slalom von Whistler. © dpa

Höfle, der Fahnenträger der deutschen Paralympics-Mannschaft, kritisiert Politik, Verbände und Gesellschaft wegen dem Umgang mit Behinderten – Martin Braxenthaler holt Gold.

WHISTLER Schon in den letzten Tagen war Martin Braxenthaler oft an der Medal’s Plaza von Whistler vorbeigefahren. „Ich hatte mir dabei immer gedacht, wie schön es wäre, hier geehrt zu werden.“ Am Sonntag wurde der Traum dann wahr.

Mit Gold wurde der 38-Jährige querschnittsgelähmte Monoskifahrer aus dem Landkreis Traunstein geehrt, der achte Erfolg bei Paralympischen Spielen, nachdem er zuvor den Alpin-Slalom gewonnen hatte. „Das ist der Hammer“, sagte Braxenthaler, der noch in vier weiteren Disziplinen antritt, „das war optimal.“

Was Frank Höfle zu sagen hatte, klang weit weniger euphorisch. Denn der Fahnenträger der deutschen Paralympics-Mannschaft kritisierte in einem vehementen Rundumschlag Politik, Verbände und Gesellschaft wegen des Umgangs mit Behinderten.

„Unsere Gesellschaft ist verkorkst“, sagte der 42-Jährige Biathlet und Langläufer, mit 13 Goldmedaillen der erfolgreichste deutsche Behindertensportler. „Behinderte werden in die Ecke geschoben. Wo sind bei den Paralympics die geistig Behinderten, wo sind die Gehörlosen?“ 1500 Euro Förderung bekäme er im Monat, „damit soll man ruhig gestellt werden“, so Höfle, „ich fühle mich gekauft. Aber sie können mich nicht freikaufen.“ So fordert Höfle die Eingliederung in den Deutschen Skiverband, die zeitgleiche Austragung Olympischer Spiele und der Paralympics. „Wir werden doch nur auf einen anderen Platz verräumt. Im DSV gibt es einen Behindertenbeauftragten, aber der hat keine Ahnung. Ich habe ihn jedenfalls noch nicht kennengelernt.“

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