Oranjes in "Schwimmhäuten" - Deutsche eher retro

Richmond (dpa) - Die Fliegenden Holländer überraschen mit "Schwimmhäuten", die Japanerinnen präsentieren Applikationen in Form von String-Tangas und die Deutschen haben über ihre nagelneuen schwarz-rot-goldenen Anzüge diesmal kaum etwas zu meckern.
von  Abendzeitung
Zwei Niederländerinnen trainieren in Richmond in ihren neuen Rennanzügen.
Zwei Niederländerinnen trainieren in Richmond in ihren neuen Rennanzügen. © dpa

Richmond (dpa) - Die Fliegenden Holländer überraschen mit "Schwimmhäuten", die Japanerinnen präsentieren Applikationen in Form von String-Tangas und die Deutschen haben über ihre nagelneuen schwarz-rot-goldenen Anzüge diesmal kaum etwas zu meckern.

Im Richmond Olympic Ovals hat vier Tage vor dem ersten olympischen Startschuss die große Materialschlacht der Eisschnellläufer begonnen. Wie auf dem Laufsteg stellten die Niederländer um Superstar Sven Kramer erstmals in dieser Saison ihren hautengen Dress in grau-orange zur Schau.

Eine «Revolution» wie noch 1998 in Nagano, als die aufgenähten windschlüpfrigen Stripes die Schlagzeilen bestimmten, sind die neuen Laufanzüge allerdings nicht. Dennoch sorgte an der River Road für Aufsehen, dass die Oranjes mit Polyurethan genau jenes Material tragen, dass bei den Schwimmern in den zurückliegenden Monaten zu einer Weltrekord-Hatz geführt hatte und seit Jahresbeginn verboten ist. «Ich bin zufrieden. Der Anzug passt besser als frühere. Ich fühle mich wohl», meinte Kramer, der Top-Favorit auf den langen Strecken, der den Niederländern gleich am 13. Februar über 5000 Meter einen goldenen Auftakt bescheren will.

In Turin hatte der Team-Anzug einer US-Firma für Miss-Stimmung im Oranje-Team gesorgt. Daher setzt man nun auf die einheimische Firma von Bert van der Tuuk aus Assen, die die «Schwimmhäute» vor allem auf den Innenseiten der Oberschenkel implantierte, um Reibung und Luftwiderstand weiter zu reduzieren. Ob die «zweite Haut» tatsächlich die berühmten Hundertstel bringt, müssen die Niederländer erst beweisen. In erster Linie ist das Material wichtig für den Kopf, für das Selbstbewusstsein.

Eher einem Patchwork-Stück ähnelt der Ganzkörper-Anzug der Deutschen, die seit Jahren mit einer japanischen Firma kooperieren. «Perfekt. Bei mir hat er von Anfang an gesessen», meinte Sprint-Hoffnung Jenny Wolf. Hingegen haderte ihre Berliner Trainingsgefährtin Monique Angermüller ein wenig mit dem Design. «Er ist mir ein bisschen zu 'retro'. Aber ein Anzug muss vor allem sitzen, und das tut er.» Eher aufreizend als altmodisch präsentieren sich die Japaner mit ihren modischen Accessoires an pikanter Stelle.

Bei einigen deutschen Läufern hatte es zunächst Probleme mit dem Sitz der Kapuze gegeben. Doch eine erfahrene, flinke Schneiderin, ausgestattet mit einer High-Tech-Nähmaschine, löste in Vancouver in Windeseile alle Probleme. Jede einzelne der Maßanfertigungen entspricht nun einem kleinen Wunderwerk. «Die Mischung aus aerodynamischer, biomechanischer, thermischer und nicht zuletzt Wohlfühl-Komponente macht den perfekten Anzug aus», meinte Teamchef Helge Jasch. Nun soll mit Olympia-Medaillen belegt werden, dass die Vertragsverlängerung mit dem Ausrüster bis Sotschi 2014 die richtige Entscheidung war.

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