Operation geglückt
MÜNCHEN Ein ekstatischer Schrei, ein Jubelsprung. Nach dem einstimmigen Punktsieg über die Koreanerin Su Jeong Lim vor 4500 Zuschauern im ausverkauften Olympia-Eisstadion gab es für Kickbox-Queen Christine Theiss kein Halten mehr. „Ihr seid affengeil, so ein Publikum gibt's nur in München”, schrie die 31-Jährige ins Mikrofon.
Das Experiment Kickboxen. Fernsehsender Sat.1 hatte im Rahmen der „Nacht der Champions” gleich im Anschluss an das Champions-League-Finale Barcelona gegen Manchester Theiss ins Rennen geschickt, um die Quoten hochzuhalten.
Das Fazit: Operation gelungen – Patient lebt. 2,35 Millionen Zuschauer (Marktanteil 14,1 Prozent) wollten sich die Kickkünste der promovierten Medizinerin anschauen. „Mein Ziel war es, die Hälfte des Marktanteils des CL-Finales halten zu können”, sagt Theiss, „das Endspiel hatte 22 Prozent, ich 14,1 – Mission erfüllt. Ich bin glücklich.”
Auch Sat.1-Sportchef Sven Froberg sprach von einer „gelungenen Premiere: Christine Theiss mit ihrem ersten Live-Auftritt auf Anhieb einen starken Marktanteil von 14,1 Prozenz erzielt. Das hat seit Regina Halmich keine Kampfsportlerin im deutschen Fernsehen mehr geschafft.”
Zum Vergleich: Box-Weltmeister Robert Stieglitz kam im November gegen Enrique Ornelas nur auf 1,76 Millionen Zuschauer (6,7 Prozent). „Bis auf die Klitschkos und ein bisschen jetzt auch Felix Sturm sind Boxkämpfe keine Selbstläufer mehr, was die Quoten angeht”, sagt Froberg. Sturm brachte es gegen Robert Hearns auf 4,74 Millionen Zuschauer (22 Prozent), während die Klitschkos regelmäßig über zehn Millionen Zuschauer ziehen. Unerreicht bleiben die Zahlen aus den 90ern, als Axel Schulz gegen Frans Botha 18,03 Millionen Zuschauer (Anteil 68 Prozent) lockte oder Henry Maske gegen Graciano Rocchigiani 17,59 Millionen. Box-Queen Regina Halmich brachte es als Hauptkämpferin regelmäßig auf gut fünf Millionen.
„Ich bin froh, dass Kickboxen endlich die Plattform kriegt, die diesem Sport gebührt", sagte Schauspielerin Sophia Thomalla, die live am Ring dabei war. „Christine schlägt keiner so schnell. Sie repräsentiert diesen Sport großartig. Aber dieser Kampf war ein harter Gang.”
Gegnerin Lim forderte Theiss alles ab. Gerade in der 2. und 3. Runde kam sie mit harten Rechten durch. „Das waren schon Knaller, bei einem Schlag hat es mich zwar nicht gerade gedreht, aber ich wusste, noch so einen sollte ich in den nächsten Sekunden nicht kriegen”, gestand Theiss. „Ich bin 1000 Tode gestorben”, sagte Ehemann Hans, „solche Treffer nimmt sie sonst nicht.” Vater Wolfgang Henning meinte: „Christine wird meist erst ab der 5. Runde richtig warm, aber in der 2. Runde dachte ich: Wenn sie noch mehr solche fängt, gibt es keine fünfte.”
Theiss hielt sich danach mit langen Tritten Lim vom Leib und trat den Sieg am Ende noch sicher nach Hause. Die Kickbox-Queen konnte sich feiern lassen. „Ich denke, das Experiment, auf Kickboxen zu setzen, ist voll aufgegangen”, sagte Theiss am Morgen danach. Auch bei den anderen Kämpfern des Abends wie Besim Kabashi, Willy the Lion, Dominik Haselbeck, Florian Pavic oder Cindy Metz herrschte in der Eishalle Volksfeststimmung. Theiss: „Ich denke, das war nicht der letzte reine Kickbox-Kampfabend.” Ihr Vertrag mit Sat.1 läuft bis 2013. Sportchef Froberg sagt: „Ich freue mich schon auf den nächsten Kampf.”
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