Olympia trauert! Rodler stirbt nach Horror-Sturz

Wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier stirbt der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili im Eiskanal von Whistler. Und Experten fragen sich, ob der Tod vermeidbar gewesen wäre.
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VANCOUVER - Wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier stirbt der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili im Eiskanal von Whistler. Und Experten fragen sich, ob der Tod vermeidbar gewesen wäre.

Immer wieder zeigten sie die Bilder. Fürchterliche Bilder. Die Fahrt von Nodar Kumaritaschwili, die letzten Sekunden im Leben des georgischen Rodlers, der beim Training im Eiskanal von Whistler ums Leben kam. Ein Unfall wenige Stunden vor der Eröffnungsfeier im BC Place Stadium von Vancouver, der fassungslos machte. Und der die Frage aufwarf, ob der Tod zu vermeiden gewesen wäre. Minuten nach dem Unfall gab es bereits heftige Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen an der Strecke. Der Eiskanal von Whistler war bereits im Vorfeld der Spiele gefürchtet.

Mit 144,3 Stundenkilometer war Nodar Kumaritaschwili beim Training aus der letzten der 16 Kurven gerast. Kurz nach dem Einfahren in die Gerade geriet sein Schlitten ins Schlingern, danach hatte er keine Chance mehr zu korrigieren. Mitsamt seinem Rodel flog er über die Bahnbegrenzung, die an dieser Stelle nur einen knappen Meter hoch ist, und prallte mit dem Kopf gegen einen Stahlträger an dieser Stelle. Ein Stahlträger, der durch nichts gesichert war.

Regungslos blieb der Georgier liegen, Ärzte versuchten eine Erstversorgung und eine Reanimation vor Ort, nach 20 Minuten wurde Nodar Kumaritaschwili abtransportiert, als klar war, dass hier eine Tragödie passiert war. „Alle Fachleute, die von Anfang an mit der Bahn zu tun hatten, haben vor der hohen Geschwindigkeit gewarnt“, sagte Bob-Cheftrainer Raimund Bethghe. Ähnliche Kritik hatte zuvor schon Weltverbands-Präsident Joseph Fendt geübt, nachdem Weltmeister Felix Loch vor einem Jahr hier mit Tempo 153,98 einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord aufgestellt hatte: „Die Bahn ist zu schnell. Wir hatten sie für maximal 137 Stundenkilometer geplant. Aber sie ist fast 20 Stundenkilometer schneller. Wir sehen das als Planungsfehler.“ Zu ändern war das sicher nicht mehr, bedenklich war nur, warum die Sicherheitsvorkehrungen nicht stärker waren. Das fragte sich auch Chris Wightman, einer von Kanadas besten Rodlern in den 80er Jahren, der nur wenige Meter neben dem Unfallort stand. „So etwas schlimmes habe ich noch nie erlebt“, sagte er, „ich verstehe nur nicht, warum sie die Wand hier nicht höher gemacht haben, sie hätten wie beim Eishockey Plexiglasscheiben aufstellen können. Das ist völlig unverständlich.“

Entsetzt waren auch deutsche Spitzenrodler. „Ich bin schockiert", sagte Georg Hackl, „das ist nur schwer zu verarbeiten.“ Und auch Patric Leitner, der Doppel-Olympiasieger von 2002, sagte zur AZ: „Das ist so schlimm und so traurig. Ich kann im Moment nichts anderes sagen.“

Vor der Eröffnungsfeier, die nach Redaktionsschluss stattfand, erwog die achtköpfige georgische Olympia-Mannschaft einen Rückzug von den Winterspielen. Unklar war auch noch, ob die Rodel-Entscheidung verschoben werden. An Rückkehr zum normalen Betrieb war nicht zu denken. Feiern wollte niemand mehr. Die Party schien vorbei, bevor sie angefangen hatte.

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