Olympia-Geschichten: Schwanger, ausgeknockt
London - Heldengeschichten und menschliche Tragödien – bei kaum einem Ereignis sind die Dramen so herzzerreißend, die Triumphe so emotional aufwühlend wie bei Olympischen Spielen. Der Sport zeigt sein menschlichstes, sein emotionalstes Gesicht.
Wie bei der deutschen Florettfechterin Carolin Golubytskyi. Am Sonntag wurde die Plache kurzzeitig zum Boxring, die 26-Jährige war auf dem Weg zu einer Medaille, als sie bei einer 8:6-Führung im Gefecht gegen die spätere italienische Olympiasiegerin Elisa di Francisca mit der Glocke des 500g schweren Floretts am Kinn getroffen wurde. Golubytskyi ging zu Boden. „Das war hart und nicht fair”, sagte die Fechterin später: „Ich war einfach nicht gemein genug.” Nach dem Kinnhaken fiel Golubytskyi zu Boden, und musste mehrere Minuten behandelt werden. Zwar konnte sie weiterfechten, doch beeinträchtigt verlor sie den Kampf mit 9:15.
Ebenfalls zu Boden musste die polnische Judoka Eva Csernoviczki. Im Viertelfinale verlor sie durch einen Würgegriff ihrer Gegnerin Charlene van Snick (Belgien) das Bewusstsein. Der Mattenrichter brach den Kampf ab. Für Csernoviczki gab es das große Happy-End: In der Trostrunde setzte sich die Ungarin zunächst gegen Wu Shugen (China) durch und gewann durch einen Sieg über die Argentinierin Paula Pareto die Bronzemedaille – ebenso wie „Würgerin” van Snick.
Sie kann doppelt stolz sein. Die Luftgewehrschützin NurSuryani Mohamed Taibi (Malaysia) zeigte eine starke Leistung und landete am Ende auf Platz 34. Die Leistung war umso beeindruckender, weil Taibi hochschwanger ist. Den kugelrunden Babybauch versteckte sie unter einen XXL-Jacke. „Das Baby war sehr ruhig, sie hat sich im Training und im Wettkampf nicht bemerkbar gemacht. Ich fühlte nur drei bis vier Tritte im Wettkampf. Wenn sie trat, hatte ich versucht, ein und aus zu atmen, um mich selbst zu beruhigen”, sagte Taibi, die bald wieder nach London zurückkommen will. „Das Kind hat ja nichts bewusst mitgekriegt, ich will es aber an diesem Erlebnis teilhaben lassen.”
- Themen: