Offensivgeist belohnt: Erster Sieg für Bayer-Trainer Bosz
Wolfsburg - Peter Bosz fasste den Fußball-Nachmittag für sich in einem knappen Satz zusammen.
"Hier sitzt ein zufriedener Trainer", sagte der Coach des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen nach dem 3:0 (1:0)-Sieg beim VfL Wolfsburg. Seine Idee vom Offensivfußball hatte erstmals bei seinem neuen Club Früchte getragen, er feierte den ersten Sieg mit den Rheinländern. Und für ihn war eine persönliche Serie von neun Bundesliga-Spielen ohne Sieg - acht davon mit Borussia Dormund in der Hinrunde 2017/18 - zu Ende gegangen.
Am nasskalten Samstag trafen Kai Havertz (45., Foulelfmeter), Kevin Volland (62.) und Julian Brandt (88.) in der mit 21.736 Zuschauern nur gut zur Hälfte besetzten Volkswagen-Arena. Mit dem Erfolg unterstrichen die Gäste ihre Ambitionen, nach einer verkorksten Hinrunde doch noch in einen europäischen Wettbewerb einzuziehen. Für den VfL war es die zweite Niederlage im zweiten Rückrundenspiel.
Die Gäste präsentierten sich als die mutigere Mannschaft. Bosz ließ seine Elf weit vorn attackieren. Daraus entwickelten sich zahlreiche gefährliche Situationen. "Viele Sachen haben wir sehr, sehr gut gemacht", fand Sportdirektor Simon Rolfes. Insbesondere der ehemalige Nationalspieler Karim Bellarabi kam immer wieder zum Abschluss. Allein im ersten Abschnitt brachte es der Linksaußen auf ein halbes Dutzend Torschüsse, von denen einer an die Latte schlug (5.).
Die Wolfsburger brauchten eine halbe Stunde, um ins Spiel zu gelangen und an Charles Aranguiz, der umtriebigen Defensivkraft im Leverkusener Mittelfeld, vorbei zu kommen. Renato Steffen (37.) und Wout Weghorst (38.) scheiterten mit guten Möglichkeiten. Doch ein Treffer für die Hausherren hätte die von Bayer 04 geprägte Partie auf den Kopf gestellt.
Die Pausenführung durch Havertz' sicher verwandelten Strafstoß nach einem Foul von William an Volland war verdient. Auch am vergangenen Sonntag bei der 1:2-Niederlage auf Schalke hatte der Rechtsverteidiger schon einen Elfmeter verursacht. "Das hat mit Übereifer zu tun", sagte Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia. "Der Spielverlauf war mit dem Elfmeter kurz vor der Pause eine Katastrophe für uns."
Die Gäste zogen ihr risikofreudiges Spiel durch. Die Spitzen Bellarabi, Volland und Leon Bailey stießen immer wieder in die Freiräume und bekamen dabei oft Unterstützung durch Havertz und den zum 150. Mal in der Bundesliga aufgebotenen Ex-Wolfsburger Brandt.
"Wir haben zuviel zugelassen", stellte VfL-Torwart Koen Casteels fest. Die Treffer durch Volland und Brandt waren die Folge dieser stetigen Offensivausrichtung. Den vermeintlichen Anschlusstreffer durch Steffen (66.) nahm Schiedsrichter Felix Zwayer nach einem Signal des Videoassistenten wegen einer ganz knappen Abseitsstellung wieder zurück.
Schwer wog bei den Wolfsburgern die Auswechslung des agilen Admir Mehmedi (28.) mit Verdacht auf Adduktorenzerrung "Das hat uns richtig wehgetan", sagte Labbadia. Der Schweizer hatte sich ohne gegnerische Einwirkung verletzt. Nach dem Ausfall von Daniel Ginczek (Bänderverletzung) verschärft sich die Verletztenmisere in der Offensive.