NHL-Star Nico Sturm: "Dann wäre für mich maximal die DEL2 drin gewesen"

Nico Sturm hatte einen anderen Traum. Nun hat er den wichtigsten Cup im Eishockey gewonnen.
von  Martin Wimösterer
"Ich bin derselbe Typ, der ich davor war. Außer, dass jetzt Stanley-Cup-Sieger davorsteht": NHL-Star Nico Sturm.
"Ich bin derselbe Typ, der ich davor war. Außer, dass jetzt Stanley-Cup-Sieger davorsteht": NHL-Star Nico Sturm. © IMAGO/Larry MacDougal

Ein Kind, das ein wenig was mit Schlittschuhen, Schläger und Puck kann, träumt von der NHL und vom Stanley Cup, der wichtigsten Trophäe des Eishockeys. Der Traum – ein ungeschriebenes Gesetz, quasi. Die allermeisten jagen ihm vergebens nach.

Der Traum vom College

Nico Sturm aus Augsburg träumte dagegen vom College, erzählte er in einer Videokonferenz mit der AZ und weiteren Medien: "Ich wollte in den USA studieren gehen und Eishockey weiterspielen, wenn es ginge." Es ging, sehr gut sogar. Nach der Uni rief ihn die NHL, die beste Eishockeyliga der Welt – und vor ein paar Tagen gewann er mit den Colorado Avalanche den Stanley Cup.

"Ich bin derselbe Typ, der ich davor war"

Und Sturm sagt, eine Riesensause vor hunderttausenden Fans später: "Ich bin derselbe Typ, der ich davor war. Außer, dass jetzt Stanley-Cup-Sieger davorsteht." Erst die Namen von vier Deutschen stehen eingraviert auf der sagenumwobenen Trophäe: Philipp Grubauer, Uwe Krupp, zweimal Tom Kühnhackl und Dennis Seidenberg.

Die wohl größte Eishockey-Party

Jeder Sieger hat den Cup für einen Tag zur freien Verfügung, viele nehmen eine Mahlzeit daraus. Wie einst der Rosenheimer Grubauer und der Landshuter Kühnhackl bringt Sturm die 15,5 kg schwere Silber-Nickel-Legierung heim. Nach einer Feier mit Ausbildungsklub Augsburger Panther geht es am 23. Juli dann auch noch ins Rathaus. Es wird die wohl größte Eishockey-Party in der Augsburger Geschichte.

An der Uni konnte er reifen

Nicht schlecht für einen, der nie die große Karriere im Sinn gehabt hat. Der 27-Jährige glaubt: "Wenn ich als 18- oder 19-Jähriger Profi geworden wäre, dann wäre für mich vielleicht die Oberliga oder maximal die DEL2 drin gewesen." Das sind die dritte respektive zweite Liga in Deutschland, weit weg von Glanz und Gloria. Über die Zeit an der Uni hatte er aber noch Jahre, um als Spieler zu reifen und bereit für die Herausforderung zu werden.

Ein kurzfristiger Tausch zum Titelfavoriten

Inzwischen hat Sturm auch das Business kennengelernt – und es war eine Erfahrung zu seinen Gunsten. Mitte März musste er vom einen auf den anderen Tag seinen Koffer packen, sein damaliger Klub Minnesota Wild tauschte ihn zu den Avalanche, dem Titelfavoriten. Und der Deutsche fügte sich ein.

Er verstand seine kleinere Rolle im Star-Ensemble, spielte „zwei, drei Monate“ mit einem Leistenbruch, der erst jetzt operiert wurde. In den Playoffs quälte er sich mit einem Bänderriss durch – bis zum Titel. Jetzt heißt es für ihn: Entspannen und genießen.

Der Bodenständige

Wie es für Sturm in der kommenden Saison weitergeht, das steht noch nicht fest. Sein Vertrag ist ausgelaufen. Er ist in Gesprächen, auch mit Titelverteidigern. Er sagt: "Ich bin nicht Nummer eins Priorität in Colorado." Ein typischer Satz von Sturm, den Bodenständigen.

Sturm will in die Nationalmannschaft

Einen Traum hat er nun aber doch: mal in der Nationalmannschaft zu spielen. Das hat er, der Sieger der wichtigsten Eishockey-Trophäe, bislang nicht. Und jetzt will er auch wieder den Stanley Cup gewinnen, denn: "Wenn man sowas erlebt hat, ist der Hunger groß, es wieder zu erleben."

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