Natalie Klitschko: "Auch ich muss das überstehen"
Vitalis Ehefrau über ihren blutenden Ehemann und über ihr Leben an der Seite des Boxers.
AZ: Frau Klitschko, ein hartes Stück Arbeit, was Ihr Mann Vitali da gegen Juan Carlos Gomez abzuliefern hatte.
NATALIE KLITSCHKO: Ja, es war ein harter Kampf, und es war nicht leicht zuzuschauen. Ich kenne ja Gomez selber aus der Zeit, als er und Vitali bei Universum boxten. Gut, das macht es nicht einfacher. Aber Vitali hat das letztlich souverän gemacht. Auch wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn er den Kampf noch früher beendete hätte. Wenn es um Boxen geht, bin ich ein Freund der Kurzarbeit.
Vitali hat bei dem Kampf eine Platzwunde am Kopf erlitten, Blut rann ihm über das Gesicht. Macht dies das Zuschauen für Sie noch härter?
Ich will natürlich nie sehen, wie mein Mann verletzt wird, aber wir haben schon ganz anderes durchgemacht. Wenn ich mich an den Kampf gegen Lennox Lewis zurückerinnere, an die vielen Cuts, das viele Blut, dann war das hier im Vergleich dazu richtig harmlos.
Haben Sie die vielen Angriffe aus Gomez’ Lager auf Vitali gestört, als er etwa als „Dr. Weichei“ verspottet wurde?
Ach, wenn ich all die Sprüche ernst nehmen würde, die einige meinen, dass man im Vorfeld abfeuern müsste, weil es in deren Köpfen zum Boxen dazugehört, dann wäre ich längst verrückt geworden. Dass er kein Weichei ist, das muss ich als seine Frau wohl am besten wissen. Außerdem: Mein Mann ist in der Politik in der Ukraine aktiv, da geht es ganz anders zu. Da sind Sprüche nicht nur Sprüche, da wird ohne Regeln gekämpft.
Vitali sprach nach dem Fight von seinen Träumen, etwa einem Fight gegen Nikolai Walujew. Dabei wäre es Ihnen am liebsten, er würde die Boxerhosen wieder ausziehen und zurücktreten.
Ich war kein Freund davon, dass er zurückkam, aber ich unterstütze ihn trotzdem hundertprozentig in dem, was er tut. Es ist nicht meine Vorstellung einer Ehe, dass man den Partner hemmt, sondern dass man sich unterstützt. Der Sport gehört seit vielen Jahren zu meinem Leben genauso wie zu Vitalis. Auch ich muss diese Kämpfe psychisch durchstehen. Wann er aufhört, weiß ich nicht. Das müssen Sie Vitali fragen. Er trifft die Entscheidungen, wenn es um seine Karriere geht – und ich akzeptiere sie.
Interview: Matthias Kerber
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