Natalie Geisenberger: "Am Ende ist es trotzdem nur eine Rodelbahn"
München - AZ-Interview mit Natalie Geisenberger: Die Bob- und Rodel-Bahn am Königssee ist die Hausbahn der deutschen Rodel-Queen (33) aus Miesbach.
AZ: Frau Geisenberger, wie tief sitzt bei Ihnen aktuell noch der Schock, nachdem eine Wasser- und Geröll-Lawine Ihre Hausbahn am Königssee komplett zerstört hat?
NATALIE GEISENBERGER: Es ist schon krass, ich hab so unglaublich viele Stunden meines Lebens auf und an der Bahn verbracht, dass es schon echt wehtut, diese Bilder zu sehen. Ich finde allerdings, dass so viele Menschen in den Hochwassergebieten getötet oder verletzt wurden und was dort alles zerstört wurde noch viel, viel schlimmer.

Geisenberger: "Das ganze Leben wurde teilweise einfach weggespült"
Sie meinen die schreckliche Flutkatastrophe, bei der bislang 150 Menschen ums Leben gekommen sind.
Ja, genau, so viele Tote und dazu jede Menge komplett zerstörte Häuser, Autos, die ganze Einrichtung, alles weg. Die Menschen dort haben nichts mehr, das ganze Leben wurde teilweise einfach weggespült. Die ganzen Tiere, das ist alles so schrecklich. Natürlich ist es bitter, was mit unserer Rodelbahn am Königssee passiert ist, aber es wurde dort zum Glück niemand verletzt - und es ist am Ende eben trotzdem "nur" eine Rodelbahn.
Geisenberger: "Für den Nachwuchs ist das eine Katastrophe"
Wie sehr stört es Ihre Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2022, wenn die Hausbahn nun auf unbestimmte Zeit ausfällt?
Die Sommertrainingsstätten sind zum Glück ja nicht betroffen - ich bin jetzt auch gerade in Berchtesgaden zum Training. Ich hoffe zudem, dass es auch im kommenden Winter nicht so schlimm wird, weil wir in Deutschland ja noch drei andere Bahnen haben, auf die wir hoffentlich ausweichen können. Und für mich persönlich wird sich wohl auch nicht allzu viel ändern. Klar, der Weltcup am Königssee fällt weg. Aber ich hatte ja im letzten Jahr auch immer meine Familie bei den Rennen dabei, damit sie mich in der Zeit mit meinem Sohn unterstützen und das ist auch für die kommende Saison mein Plan. Da trifft es andere viel härter.
Wen zum Beispiel?
Vor allem den Nachwuchs, für den ist das jetzt eine Katastrophe. Die jungen Rodler haben schon letztes Jahr wegen Corona nichts machen können, konnten nicht trainieren und keine Wettkämpfe fahren. Und dieses Jahr gibt's dann überhaupt keine Bahn. Ich hoffe nicht, dass dann einige von ihnen sagen: 'Dann lass ich es mit dem Rodeln eben bleiben und mache etwas anderes.'
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