"Nachwuchs hat mich männlicher gemacht": Bayern-Boxer Granit Shala will es jetzt wissen
"Er ist ein Ritter ohne Furcht und Tadel, nur lebt er in einer Zeit, in der es keine Ritter mehr gibt": Worte aus dem legendären Action-Film "The Equalizer" von 2014 über die Hauptfigur Robert McCall, gespielt von Denzel Washington. McCall ist ein fokussierter, in sich ruhender Killer, der für das Gute eintritt. Einer, der seinen Prinzipien und Werten alles unterordnet. Ein Typ, wie es ihn nur noch selten gibt. Ein Typ wie Granit Shala aus Landshut.
Shala: "Ich will es mir selbst beweisen"
Der Koloss aus Niederbayern ist ein Killer im sportlichen Sinne und räumt seit Jahren seine Gegner im Box-Ring aus dem Weg. Ebenso ist er für die Glamour-Sportart untypisch kein Lautsprecher, sondern lässt lieber seine Taten sprechen. Fokussiert, zielstrebig und seit seiner ersten Profi-Pleite im letzten April auch noch demütiger. Das ist Shala.
Der 1,92-Meter-Gigant boxt seit frühester Jugend, nach einer mit Titeln dekorierten Amateurkarriere wird er 2017 Profi. 2021 nimmt ihn der erfolgreichste deutsche Boxstall Agon unter Vertrag - ein gewaltiger Ritterschlag. Am Samstag boxt der 28-Jährige bei "Ring of Fire" in Unterschleißheim um den WBA-Europameistertitel. "Ich will es mir selbst beweisen", sagt Shala entschlossen.

Boxkampf war schöner als die Geburt seines ersten Kindes
Noch Ende letzten Jahres hing seine Karriere am seidenen Faden. 16. Dezember 2024, Weihnachtszirkus in Karlsruhe. Die Manege verwandelt sich traditionell für einen Abend in eine Kampfsportarena. Im Main Event des Abends steht Shala Lokalmatador und Power-Puncher Daniel Dietz gegenüber.
Shala zeigt eine mentale Meisterleistung und dominiert Dietz boxerisch komplett. Ein Punktsieg, der selten in den letzten Jahren für einen bayerischen Fighter wertvoller war. "Viele sagen, dass der schönste Moment im Leben die Geburt des ersten eigenen Kindes ist. Ich muss aber sagen, dieser Sieg unter Hochdruck fühlte sich noch besser an", sagt Shala schmunzelnd.
Shala trainiert seit Jahren mit Kurtisi
So richtig ausgekostet hat Shala den Triumph allerdings nicht. "Ich habe bereits wieder zwei Tage nach dem Fight angefangen zu trainieren", stellt der bayerische Krieger klar. Das ist "der neue Shala", der durch Rückschläge mittlerweile noch fokussierter und professioneller arbeitet.
Heftiges Übergewicht zu Karrierebeginn, Corona und auch seine krachende K.o.-Pleite letzten April haben ihn nicht aus der Bahn geworfen. Verarbeitet hat der Ringheld all diese Erlebnisse in der Fight Power Academy Unterschleißheim, einem Münchner Kampfsport Mekka. Immer an seiner Seite: Trainer Agron Kurtisi. Das Duo arbeitet bereits seit Anbeginn der Profi-Karriere zusammen.
Shala: "Nachwuchs hat mich noch männlicher gemacht"
Neben Kurtisi sind für Shala seine eigenen Eltern und seine Frau die anderen Anker in seinem Leben. Gerade Letztere nimmt ihm vor seinen Fights alles ab und stärkt ihm den Rücken. "Sie weiß, ich bin dann vier Wochen nicht wirklich ansprechbar", ordnet Shala das Familienleben vor einem Gefecht ein.
Derzeit steht der Landshuter mit kosovarischen Wurzeln vor der zweiten Vaterschaft. "Der Nachwuchs hat mich noch männlicher gemacht und ich spüre noch mehr die Verantwortung", sagt er. Er ist durch und durch Familienmensch.

Shala muss gegen Jur ran
Auch die Münchner Box-Größen beobachten den Kosovo-Koloss schon seit Jahren genau. "Bei Granit sehe ich nach wie vor eine seiner Stärken in seiner Explosivität und seinen schnellen Händen gerade in der Königsklasse", lobt Nick Trachte, Vize-Präsident des bayerischen Box-Verbandes, die Fähigkeiten des aufstrebenden Kämpfers. Shala selbst hatte zuletzt sein eigenes Spezialprogramm. Nach dem Sieg gegen Dietz wurde noch einmal das Krafttraining fokussiert. Die gewonnene Athletik soll genutzt werden, um die eigene Schlaghand noch besser und brachialer einzusetzen.
Am besten schon jetzt am Samstag gegen Alexandru Jur. Der rumänische Haudegen ist der Gatekeeper zur europäischen Spitze. Shala ist wegen seiner boxerischen Fähigkeiten am Samstag der klare Favorit. "Respekt haben, sich Ziele setzen und fokussiert bleiben", wären Ratschläge, die Shala der heutigen Jugend ans Herz legen würde. Eben ein Familienmensch und kein Mann großer Worte. Doch im Ring wird er zum fokussierten Killer - zum bayerischen Equalizer.
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