Nachmacher!
Um sich vor dem Boxkampf auf Schalke bei den Fans beliebt zu machen, gibt Wladimir denkönigsblauen Klitschko. Sein Konkurrent Chagaev zieht gleich nach – und wird sogar Vereinsmitglied.
GELSENKIRCHEN Gerhard Schröder hat es früher vorgemacht. Als Bundeskanzler ging er gern auch in Fußballstadien auf Sympathien- und Stimmenfang. Der bekennende Dortmund-Fan schreckte nicht mal davor zurück, sich im Cottbus-Stadion mit Energie-Schal ablichten zu lassen.
Jetzt – vor dem Boxkampf des Jahres am Samstag (22 Uhr, RTL) in der Arena auf Schalke zwischen Wladimir Klitschko und Ruslan Chagaev – schrödern auch die beiden schlagstarken Herren. Sie rangeln um die Gunst der letzten Wankelmütigen unter den 60000 Fans im Stadion.
Klitschko, eigentlich Fan des FC St. Pauli, eröffnete dieses Buhlen: Seit der Austragungsort Gelsenkirchen feststeht, präsentierte er sich in diversen Schalker Fan-Outfits. Mal mit Schal, mal auch im Trikot. „Ich mag den Enthusiasmus der Fans hier. Und vielleicht sichert es die Gaslieferungen Russlands an die Ukraine, wenn ich mich im Schalke-Trikot zeige“, witzelte der Ukrainer Klitschko. Denn der russische Staatskonzern Gazprom, das weltgrößte Erdgasförderunternehmen, ist Hauptsponsor der Schalker. Zwischen Russland und der Ukraine gab es zuletzt heftige Kontroversen über Gaslieferungen.
Kaum hatte sich Wladimir als königsblauer Klitschko präsentiert, übte sich sein Konkurrent Chagaev als Nachmacher. Auch er schlüpfte für Fotografen ins Schalke-Dress und stellte sogar einen Mitgliedsantrag. „Ich bin aber ein wahrer Fan“, sagte Chagaev, der schon mal zum Spaßtraining auf Schalke (damals noch mit Trainer Mirko Slomka) war. Wer das Original und wer das Duplikat ist, wer die „Krönung auf Schalke“ vor 60000 Fans erleben wird – das zeigt der Samstag.
Matthias Kerber