Mutterglück statt Medaille für Kober - Jörg Vierte
Vancouver (dpa) - Snowboarderin Nicolien Sauerbreij ist Olympiasiegerin im Parallel-Riesenslalom. Die Niederländerin bezwang in Cypress Mountain im Finale die Russin Ekaterina Iljuchina.
Bronze ging an die Österreicherin Marion Kreiner. Selina Jörg aus Sonthofen wurde Vierte. Anke Karstens (Bischofswiesen) belegte Platz fünf, die Olympia-Zweite Amelie Kober aus Miesbach landete auf Platz acht, Isabella Laböck (Klingenthal) auf Rang 15.
Für Kober heißt es Mutterglück statt Medaille: Snowboard-Ass Amelie Kober lüftete nach dem olympischen Parallel-Riesenslalom in Cypress Mountain überraschend ein Geheimnis. «Es ist so, dass ich in dieser Saison höchstens noch ein Rennen bestreite, weil ich Mama werde», erklärte die 22-jährige Olympia-Zweite von 2006. Beste im Quartett der Deutschen war Selina Jörg aus Sonthofen, die im kleinen Finale gegen Weltmeisterin Marion Kreiner (Österreich) die Bronzemedaille verpasste und Vierte wurde.
Vier Jahre nach Olympia-Silber war für die bei den Vancouver- Spielen nicht ganz so fabelhafte Amelie Kober im Viertelfinale nach einem Sturz im zweiten Lauf Endstation. «Es war extrem schwierig, aber es war auch einfach nicht mein Tag», gab die Polizisten, der auch eine ganze Kollektion von mitgebrachter Kuscheltiere und Glücksbringern nichts half, zu. Ob die werdende Mutter ihre Karriere ganz beendet, hat sie noch nicht entschieden. «Das muss man erst mal abwarten», sagte Kober, die im Platzierungslauf um Platz sieben nicht mehr angetreten war.
Als erste blieb Isabella Laböck im Achtelfinale auf der Strecke. «Das muss man erst einmal verarbeiten, dass Olympia gelaufen ist. Die eine Chance habe ich versemmelt, aber ich bin ja noch jung», sagte die 23-Jährige, die Platz 15 belegte. Allerdings haderte sie mit dem völlig vom Regen durchweichten Hand und meinte: «Warum sind wir keine Hallensportler?»
Die Bedingungen auf der Piste am Cypress Mountain waren tatsächlich extrem schlecht. Dauerregen, Nebel und eine harte, unebene Piste erschwerten die Jagd nach den drei Medaillen. «Solche Bedingungen hatten wir noch nie und die Sicht war auch blöd», berichtete Selina Jörg, der im kleinen Finale ein Sturz im ersten Lauf Bronze kostete.
Sehr gewöhnungsbedürftig empfand auch Anke Karstens den Untergrund: «Stellenweise war es total hart, so als hätte jemand Eisbrocken in den Schnee gesteckt.» Und der deutsche Chef de Mission Bernhard Schwank fragte nach seiner Ankunft auf dem Hausberg von Vancouver ungläubig: «Finden die Rennen überhaupt statt?»
Für Timm Stade, den Sportdirektor des Snowboard Verbandes Deutschland (SVD), war Amelie Kober «unser bestes Pferd im Stall» - diesmal leider nur mit angezogenen Zügeln. Schließlich hatte sie in Turin 2006 Silber im Parallelslalom geholt. «Sie ist ein Siegertyp», hatte Stade sie zuvor noch angepriesen. Doch die 22-Jährige vom SC Miesbach selbst wollte davon vor dem Olympia-Start nichts wissen: «Ich würde mich niemals als Favoritin bezeichnen.»
Der Snowboard-Verband fühlte sich bei den Vancouver-Spielen «zum Erfolg verdammt», um bis Sotschi 2014 die Förderung zu sichern, wie Stade zuvor mahnte. Seit der Olympia-Premiere 1998 konnten in Nicola Thost (Gold) sowie Heidi Renoth und Kober (beide Silber) nur drei Snowboard-Plaketten gewonnen werden. Vorzeigesportlerin ist von der Aussage gar nicht begeistert und fühlt sich unter Druck gesetzt. «Ich muss klar sagen, dass ich das nicht ganz richtig gefunden habe. Aber im Moment möchte ich nicht über Dinge nachdenken, die mich ärgern.»
- Themen: