„Mordsmäßig stolz“

Hier erklärt Rodel-Bundestrainer Norbert Loch die Gründe für die deutsche Dominanz.
von  Abendzeitung
Jubel über seine Rodler: Bundestrainer Norbert Loch.
Jubel über seine Rodler: Bundestrainer Norbert Loch. © dpa

Hier erklärt Rodel-Bundestrainer Norbert Loch die Gründe für die deutsche Dominanz.

AZ: Herr Loch, erstmals kein deutscher Olympiasieg im letzten Rodelrennen – sind die dennoch glücklich?

NORBERT LOCH: Und wie. Das war für mich heute ein ganz besonderer Moment. Ich habe Patric und Alex betreut, seit sie Kinder waren, da hat sich der Kreis geschlossen. Dass sie nochmal eine Medaille geholt haben, egal in welcher Farbe, ist die Krönung.

In den Einsitzern gab es zweimal Gold. Woher rührt die deutsche Dominanz, und wird sie nicht langweilig?

Mir nicht. Zum einen sind wir das einzige Land, das vier Eiskanäle hat. Königssee, Altenberg, Oberhof, Winterberg. Das sind die Voraussetzungen, damit immer wieder etwas nachkommt. Die Erfolge motivieren den Nachwuchs, wenn die Junioren sehen, wie glücklich all unsere Medaillengewinner waren bei der Siegerehrung. Darum wäre es Irrsinn, wenn wir auf eine der vier Bahnen künftig verzichten würden.

Warum? Droht dort Gefahr?

Die Diskussion gibt es immer. Ob das finanzierbar ist, ob wir uns das leisten können. Wir müssen alle Kräfte aufbringen, um die Bahnen zu erhalten. Sie sind der Grundstein zum Erfolg, wenn wir weiter Olympiasieger haben wollen.

Auch Ihr Sohn Felix ist Olympiasieger. Was sagt Norbert Loch als Bundestrainer dazu?

Der Bundestrainer sagt, dass er eine Topleistung gebracht hat. Viermal so souverän und cool da runterzufahren und viermal mit Bestzeit da unten anzukommen, das ist schon eine sportlich reife Leistung.

Und was sagt der Vater?

Der Vater sagt, dass er mordsmäßig stolz ist auf seinen Sohn. Groß feiern haben wir noch gar nicht können.

Das können Sie nun nachholen. Auch wenn vor einer Woche keinem zum Feiern zumute war, nach dem Tod von Nodar Kumaritashwili. Haben Sie je so eine emotional intensive Woche erlebt, zwischen Trauer und Freude?

Wissen Sie, als kleiner Junge hatte ich auch einmal etwas ganz Schlimmes erlebt. 1973 in Oberhof, ich war elf Jahre alt und stand am Eiskanal, als es auch damals einen tödlichen Unfall gab.

Sie sprechen von der Tragödie um den DDR-Bobpiloten Horst Kirchner?

Ja, als der Schlitten gegen einen Baum fuhr. Es war ein kalter Tag, die Bäume voller Schnee, viel Wind. Der Bob war schon unterwegs. Ein Baum fiel um, genau in die Bahn, nichts und niemand konnte den Bob aufhalten. Dieses Erlebnis zu verarbeiten, war sehr schwer für mich.

Und wie haben Sie die Tragödie hier verarbeitet?

Noch gar nicht. Ich war hier jeden Tag sehr angespannt, sehr fokussiert. Das musste auch so sein. Einfach das Programm abspulen, funktionieren. Anders wäre es nicht gegangen. Mit dem Realisieren kann ich erst jetzt anfangen. Erst dann werde ich begreifen, welch schreckliche Tragödie hier wirklich passiert ist.

Interview: Florian Kinast

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