Mieminger Alpen: Drei Klettersteige auf einmal

Klettersteige haben ihren ganz besonderen Reiz. Vor allem, wenn man an einem Tag drei hintereinander geht. Eine aussichtsreiche Herausforderung für geübte Klettersteiggeher.
von  Ariane Husung
Herrliche Ausblicke entlohnen für die Mühen des Kletterns.
Herrliche Ausblicke entlohnen für die Mühen des Kletterns. © AH

Drei auf einmal? Gemeint sind drei Klettersteige im nahen Tirol, gleich hinter der Zugspitze. Alle drei haben eines gemeinsam: Die Schwierigkeitsstufe D/E (sehr schwierig/extrem schwierig).

Garmisch-Partenkirchen - Mit gesamt ca. 1.100 Höhenmetern lassen sie sich quasi nacheinander erklettern. Die Idee, die Trilogie anzupacken, war eine Woche zuvor bei zwei, drei Gläschen Wein entstanden. Gesagt getan, denn die Wettervorhersage für den nächsten Sonntag ist perfekt.

Bei Sonnenaufgang laufen wir los, Startpunkt ist die Talstation der Ehrwalder Bergbahnen. Das Thermometer zeigt kühle 7 Grad und dicker Nebel verhüllt das wunderschöne Bergpanorama um uns herum. Mit Helm, Klettergurt, ausreichend Flüssigkeit und Brotzeit gerüstet, geht es vom Parkplatz aus in Richtung Steig Nummer 1, dem Seebensteig. Den Einstieg direkt neben dem gleichnamigen Wasserfall erreichen wir nach 40 Minuten. „Sehr sportlich angelegter Steig“ steht in der Beschreibung und schon der Einstieg ist eine erste knackige Angelegenheit: Leicht überhängend und durch die Gischt des Wasserfalls ordentlich feucht. Die meistern wir mit klammen Händen und weiter gehts über steile, teilweise senkrechte C/D Passagen bis zum ersten Gipfelbuch, besser Zwischenbuch. Eintragen ist Pflicht.

Jetzt ist Kondition gefordert

Danach erreichen wir die zweite Schlüsselstelle, eine steile und glatte Wand, sie endet in der Ausstiegstelle nahe der Seebenalm. Die erreichen wir nach 250 Höhenmetern und knapp einer Stunde Armarbeit. „Konditionsstarke Gipfelstürmer betrachten den Seeben-Klettersteig als würzigen Auftakt für den rassigen Taja-Klettersteig, was zusammen eine stattliche Höhenmeterleistung ergibt. Dann sollten aber auch die Hardliner unter den Klettersteiglern für diesen Tag genug haben“ schreibt mein Kletteratlas. Wir wollen an diesem perfekten Tag noch einen draufsetzen und einen 3. Klettersteig erklimmen. Hinter der Seebenalm erreichen wir den Seebensee, in dem sich die Rückseite der Zugspitze spiegelt und daher ein beliebtes Postkarten- und Kalendermotiv ist. Oberhalb des Sees marschieren wir zum Einstieg des Taja-Klettersteigs. Der Steig, auch Tajakante genannt, hat wieder die Schwierigkeitsstufe D/E, führt über luftige 590 Höhenmeter zum Vorderen Tajakopf auf 2.450 m. Er wird nicht zu Unrecht als einer der schönsten Steige Österreichs bezeichnet. Traumhafte Ausblicke auf den Seebensee, die Coburger Hütte und später auf den Drachensee begleiten uns den gesamten Steig.

Steig zwei mit schwierigem Auftakt

Die erste Schlüsselstelle erwartet uns auch hier schon am Einstieg und kostet eine Menge Armschmalz. Das sollte aber nicht die letzte Herausforderung sein, denn der gesamte Steig erweist sich als äußerst steil und ausgesetzt. Hier ist nicht nur Muskel-, sondern auch Gehirnschmalz gefragt, denn die wenigen Felsgriffe und Tritte zu finden, erfordert Konzentration und Vorausblick. Wir sind hoch motiviert und die einmalige Landschaft unter verursacht echte Glücksgefühle. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir das Gipfelkreuz. Zeit für eine gepflegte Brotzeit. Wir sind natürlich nicht alleine da oben auf 2450 Metern. Wir genießen den Sonnenschein, vespern und plaudern mit anderen Klettersteiglern. Eine Frau aus dem Allgäu hat sogar eine schwere Glaskugel im Rucksack hoch geschleppt, weil man durch die Kugel so coole 360 Grad-Bilder machen kann. Wir verbschieden uns und klettern ein kleines, steiles und unwegsames Stück nach unten, queren ein kurzes Stück bergauf und erreichen den Einstieg am Wandfuß des Hinteren Tajakopfs.

Nach kurzem Zaudern steigen wir ein

Wir blicken die gerade Wand noch oben und überlegen, ob der 3. Steig tatsächlich eine gute Idee ist. Aber jetzt sind wir schon mal da. Gleich der Einstieg ist ein Überhang. Schwierigkeitsstufe D/E ist hier keinesfalls überbewertet. Die folgenden 90 Höhenmeter wirken mit 20 Minuten zwar kurz, sind dafür aber nochmal richtig knackig. Denn die Wand ist steil und äußerst glatt. Die wenigen Tritthilfen sind wirklich angesagt. Ziemlich platt aber total glücklich erreichen wir unseren 3. Gipfel. Nach kurzer Rast machen wir uns an den Abstieg über das Tajatörl und Brendlkar, das wir schon von unseren Skitouren kennen. Nach zwei Stunden erreichen wir die Ehrwalder Alm und belohnen und nicht nur mit Kaffee und Käsekuchen, sondern auch mit einer Talfahrt in der Gondelbahn. Das haben wir uns wirklich verdient. Schee warn's. Alle drei.

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