Michael Schumacher schraubt an seiner Legende
Hockenheim - Seine Lehrlingszeit als Kfz-Mechaniker ist zwar schon eine Weile her, aber wie man einen Motor zusammenbaut, das weiß Michael Schumacher schon noch. Beim Besuch des Mercedes-AMG-Werkes im schwäbischen Affalterbach stellte er das wenige Tage vor dem Heimrennen auf dem Hockenheimring am Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky live) mit dem Kollegen Nico Rosberg unter Beweis, meinte aber bescheiden: „In den Autos von heute steckt viel mehr Elektronik. Mit meinem Wissen von damals kann ich da nicht viel anfangen.“
Die beiden Formel-1-Piloten haben es dann aber doch hinbekommen, setzten am Ende noch ihre Unterschriften auf die Motorplakette des neuen Mercedes-Benz CLS 63 AMG Shooting Brake, der am Samstag bei der „Night of the Stars“ in Hockenheim Weltpremiere feiern wird. Am Tag darauf hofft der Rekordweltmeister dann wieder auf eine gute Platzierung – und der Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH auf die Fortsetzung einer einzigartigen Karriere: „Ich wünsche mir, dass er so lange wie möglich weiterfährt“, sagte Georg Seiler.
Denn: Sebastian Vettel ist als Zuschauermagnet offenbar noch zu schwach. „Wenn Michael Schumacher dabei ist, spüren wir das sofort beim Vorverkauf. Als sein Comeback feststand, war der Hype sofort zu spüren. Die Telefone standen nicht mehr still“, erzählt Seiler.
Doppel-Weltmeister Vettel und die anderen deutschen Piloten Nico Rosberg, Nico Hülkenberg und Timo Glock haben bei den Fans noch nicht die Strahlkraft des siebenmaligen Champions. „Ich mag alle deutschen Fahrer sehr und wünsche ihnen alles Gute“, sagte Seiler, „aber sie haben einfach nicht den Stellenwert, den sich Schumacher als erster deutscher Weltmeister und Rekordweltmeister eingefahren hat. Sie müssen sich einen solchen Namen noch erarbeiten. Es zählt nicht alleine, ob man Weltmeister ist – Schumacher hat auch die Fans zu 100 Prozent hinter sich.“
Nach Schumachers Comeback vor dem bislang letzten Rennen 2010 hat der Hockenheimring laut Seiler „eine schwarze Null“ geschrieben. Sein Rücktritt würde Vettel & Co. vermehrt in die Pflicht nehmen. „Im ersten Moment würden sicher ein paar Zuschauer wegbleiben, die bisher nur wegen Schumacher kommen“, erklärte Seiler.
Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone spricht sich für eine Fortsetzung von Schumachers Karriere aus: „Wenn Mercedes ihn gerne behalten möchte, und wenn er weiter Lust hat, Rennen zu fahren, ist die einzige Person, die dazu eine Meinung haben kann, Michael selber. Wir sind immer froh, wenn er dabei ist.“
Auf das Heimspiel in Hockenheim hat sich Schumacher diesmal ausnahmsweise mit nur einer Pferdestärke eingestimmt. Beim traditionellen Reining-Turnier auf der Reitanlage seiner Frau Corinna stieg Schumacher im „Celebrity Reining“ selbst in den Sattel – und schaffte den Sprung aufs Podium. Als Zweiter musste Schumacher sich lediglich Sängerin Sarah Connor geschlagen geben, Dritter wurde Schumachers früherer Formel-1-Teamkollege Riccardo Patrese.