Meyfarth: „Es wird Zeit für ein olympisches Heimspiel“

Die Ex-Hochspringerin hofft auf die Spiele 2018 in München, fürchtet aber auch ein Scheitern
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Wirbt für München 2018: Ulrike Nasse-Meyfarth.
dpa Wirbt für München 2018: Ulrike Nasse-Meyfarth.

Die Ex-Hochspringerin hofft auf die Spiele 2018 in München, fürchtet aber auch ein Scheitern

AZ: Frau Meyfarth, fast auf den Tag vor 37 Jahren holten Sie hier in München Ihr erstes Gold. Jetzt sind Sie wieder in der Stadt und gerade eben am Olympiastadion vorbeigefahren. Mit welchem Gefühl?

ULRIKE NASSE–MEYFARTH: Mit Gänsehaut. Ich werde mich immer freuen, diese Stadt zu sehen, dieses Stadion. Das war ja eine Riesen-Überraschung damals und für mich auch ein Schock. Damals ist etwas passiert mit mir.

Und was?

München hat mein Leben geprägt und verändert. Ich habe das nach meiner Karriere begriffen. Damals ging das nicht. Ich war 16 und hatte ja die Wochen davor einen richtigen Tunnelblick. Ich habe die Spiele gar nicht genießen können, weil mein Wettkampf erst gegen Ende kam. Leichtathleten-Schicksal, die sind immer am Schluss dran, wenn die Schwimmer schon alles hinter sich haben und im Olympischen Dorf Ramba-Zamba machen. Die Nachwirkungen habe ich ja erst viel später erlebt. Eben, dass ich immer wieder ausgegraben werde, wie jetzt für die Münchner Winterspiel-Bewerbung 2018. Wobei ich mich dafür gerne ausgraben habe lassen.

Weil Sie so einen großen Bezug zum Wintersport haben oder weil Ihnen doch einfach München am Herzen liegt?

Bisschen Wintersport war bei mir schon. Als Kind war Ostern immer in Österreich skifahren. Mein Vater hat uns dann immer auf die Bretter geschnallt. Für die große Ski-Karriere hat das aber nicht gereicht, das hat mich aber auch nicht so gereizt. Ich denke einfach, dass es langsam wieder Zeit ist für ein olympisches Heimspiel.

München wäre dann die erste Stadt, die Sommer- und Winterspiele ausgetragen hätte.

Ist ja auch nicht abwegig. Die Alpen sind gleich um die Ecke, hier ist der Wintersport zuhause. Und ich bin mir sicher, dass das Flair in München wieder einzigartig ist wird, bei dieser Stadt, bei diesem Publikum. Mein Gold damals in München hebt sich immer ab von dem zwölf Jahre später in Los Angeles. Allein der Stimmung wegen, die war in München um Längen besser als 1984.

Heiter und stimmungsvoll war auch die Leichathletik-EM 2002 im Olympiastadion.

Richtig. Da haben die Leute im Stadion alle angefeuert, das war nicht so wie in vielen anderen Ländern, wo nur die eigene Nation bejubelt wird. München hat ein fachkundiges und begeisterndes Publikum. München hätte auch die richtige Größe für Olympia.

Die Weltstadt, das Millionendorf?

Ja. Los Angeles war einfach zu groß, da ist Olympia darin versunken. Und Berlin empfand ich jetzt auch zu groß für die Leichathletik-WM.

Berlin hätte ja auch gerne Olympische Spiele gehabt. Die Kandidatur 2000 endete in einem Debakel, jetzt mussten sie auf eine Bewerbung verzichten, zugunsten von Münchens Winterspiel-Plänen.

Berlins Bewerbung war damals viel zu halbherzig. Das war eine Totgeburt. Genau wie danach Leipzig.

Auch das wurde ein Fiasko.

Ich habe damals schon nicht verstanden, warum man so etwas gemacht hat.

Sehen Sie überhaupt eine Chance, auch Sommerspiele wieder ins Land zu holen?

Wenn, dann käme da eh nur Berlin in Frage. Aber so verschuldet, wie die Stadt ist, braucht das noch ein bisschen. München wird sicher auch nicht die Fehler machen, die Berlin gemacht hat. Außerdem hat sich das Land nach der Wende wieder beruhigt.

München braucht nicht emotional mit der Wiedervereinigung wuchern wie Berlin und Leipzig, ein Schuss, der schwer nach hinten ging.

Ja, die Frage ist nur, was jetzt 2016 wird. Wer da die Sommerspiele ausrichten darf.

Die Entscheidung fällt am 2. Oktober.

Chicago wäre nicht schlecht für München. Madrid wäre sportpolitisch nicht so gut. Dann hat Europa schon die Winterspiele 2014 in Sotchi, fraglich, ob sie dann nochmal für München 2018 stimmen. Aber die meisten Gastgeber kamen ja erst beim zweiten Mal dran.

Das heißt, Sie befürchten, dass München im ersten Anlauf scheitert?

Damit muss man rechnen. Dann sollten sie es aber in jedem Fall ein zweites Mal versuchen.

München 2022?

Warum nicht? Ich denke, München braucht einen langen Atem.

Interview: Florian Kinast

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