„Meine Psychologin hilft mir sehr“

Eiskunstläuferin Annette Dytrt über Patzer, Übermotivation und ihre Zukunftspläne.
AZ: Frau Dytrt, mit zwei Stürzen beim Grand Prix in Tokio ist Ihr Saisonauftakt völlig misslungen. Jetzt geht es um die Deutsche Meisterschaft. Haben Sie Ihre Patzer schon verdrängt?
ANNETTE DYTRT: Es stimmt. Ich bin in Tokio im Kurzprogramm bei zwei von drei Sprüngen gestürzt. Dafür lief die Kür besser, dadurch kam ich immerhin noch auf Platz zehn. Ich denke, ich habe diese bittere Erfahrung mittlerweile gut verarbeiten können. Mein neuer Trainer Michael Huth und ich, wir haben im Training die Fehler gründlich analysiert und wir haben auch weiter an meiner Technik gearbeitet.
Im Training zeigen Sie stets gute Leistungen. Aber im Wettkampf konnten Sie die in letzter Zeit nur selten abrufen.
Ich bin oft etwas übermotiviert, das muss ich zugeben. Durch Übermotivation und Nervosität passieren Fehler, und dann geht es im Wettkampf hin und wieder daneben.
Was kann man dagegen tun?
Ich arbeite mit einer Sportpsychologin zusammen, wie viele andere Spitzensportler auch. Meine Psychologin hilft mir sehr. Sie gibt mir wertvolle Ratschläge, wie ich im Wettkampf fokussiert bleibe. Und wie ich gegen die Nervosität ankämpfen kann. Bei der Deutschen Meisterschaft wird sie zum ersten Mal bei einem Wettkampf live dabei sein.
Haben Sie nach Ihren Patzern Ihre Ziele nach unten korrigiert?
Nein, überhaupt nicht. Ich möchte in Oberstdorf meinen Meistertitel zurückholen. Damit ich im nächsten Jahr zur Europameisterschaft und zur Weltmeisterschaft fahren kann. Die Konkurrenz ist natürlich nicht ohne.
Oberstdorf ist also Ihre letzte Chance, international dabei zu sein?
Ja, in dieser Saison schon. Aber meine Chancen stehen gut. Deshalb wäre Platz zwei schon eine große Enttäuschung. Ich möchte jetzt einfach meinen fünften Titel holen. Ich habe so viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt, das muss doch mal belohnt werden.
Wer ist Ihre härteste Konkurrentin im Kampf um die deutsche Meisterschaft?
Ganz klar: Sarah Hecken, die 15 Jahre alte Juniorin. Ich habe gehört, dass sie ein Programm mit zwei verschiedenen Dreifachsprüngen laufen wird. Ich dagegen habe vier verschiedene Dreifachsprünge im Programm, die ich alle zeigen werde. Ich gehe also volles Risiko. Dann kann ich hinterher sagen: Ich habe alles probiert.
Sie sind zehn Jahre älter als Ihre größte Konkurrentin...
…nun ja, ich bin 25. Das ist für einen Sportler aber auch nicht so alt.
m Eiskunstlauf gehören Sie aber schon zu den Erfahrenen.
Etwas mehr Routine als andere zu haben, kann ein Vorteil sein. Falls Ihre Frage aber auf meinen Zukunftsplan zielt, kann ich nur sagen: Ich möchte unbedingt noch bei Olympia 2010 in Vancouver dabei sein. Olympia wäre dann ein schöner Schlussstrich. Aber vielleicht hänge ich danach noch ein Jahr dran.
Vor zwei Jahren sind Sie von München nach Oberstdorf gezogen. Vermissen Sie die Großstadt?
Ich habe in Oberstdorf meine Wohnung und optimale Trainingsbedingungen. Auch mein neuer Trainer Michael Huth wohnt hier. Aber am Wochenende bin ich trotzdem oft in München. Dort lebt immer noch mein Freundeskreis. Außerdem ist in Oberstdorf ja nicht ganz so viel los wie in München.
Denken Sie schon an die Zeit nach dem Eiskunstlaufen?
Ich möchte auf jeden Fall in der Welt des Eiskunstlaufens bleiben. Ich finde toll, was Katharina Witt und Tanja Szewczenko machen. Ich würde auch gerne ins Fernsehen. In einer TV-Serie mitspielen. Oder als Moderatorin arbeiten. Das wäre mein Traum.
Interview: Reinhard Keck