Meeresnymphen im Haifischbecken

Der erste und einzige deutsche Meister im Unterwasserhockey kommt aus München. Diesen skurrilen Sport gibt es tatsächlich. Er verlangt Taktik und Geschicklichkeit und vor allem die Fähigkeit, lange ohne Luft auszukommen. Ein Besuch beim Hochschulteam „Nereiden und Tritonen".
von  Abendzeitung
Das Team „Nereiden und Tritonen" holte den ersten deutschen Meistertitel in Elmshorn.
Das Team „Nereiden und Tritonen" holte den ersten deutschen Meistertitel in Elmshorn. © az

Der erste und einzige deutsche Meister im Unterwasserhockey kommt aus München. Diesen skurrilen Sport gibt es tatsächlich. Er verlangt Taktik und Geschicklichkeit und vor allem die Fähigkeit, lange ohne Luft auszukommen. Ein Besuch beim Hochschulteam „Nereiden und Tritonen".

MÜNCHEN Von oben betrachtet denkt man unweigerlich an ein Haifischbecken, in dem gefräßige Raubfische im Rausch der Tiefe um ein Stück Beute kämpfen. Doch die vermeintlichen Haie entpuppen sich schnell als äußerst wendige und agile Taucher. Und die Beute, um die sie mit Schlägern bewaffnet kämpfen, ist ein etwa 1,3 Kilogramm schwerer Puck aus Blei.

Sie nennen sich „Nereiden und Tritonen" und das Team trifft sich zweimal die Woche in der Olympia-Schwimmhalle, um zu trainieren: Münchens erste und einzige Unterwasserhockeymannschaft.

1996 beschloss im hessischen Gießen die dortige Unterwasserrugbymannschaft, dass man anstelle des Balls auch mal einem Puck hinterhertauchen könnte – die Geburtsstunde des Unterwasserhockeys in Deutschland. Sechs Jahre später folgte die Gründung einer zweiten Mannschaft, diesmal in München, wo das Hochschulteam „Nereiden und Tritonen" seit 2002 diesem skurilen Wassersport nachgeht – und das, wie der Gewinn der deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr gezeigt hat, mit beachtilichem Erfolg.

Equipment Marke Eigenbau

„Ich war für ein Auslandssemester in Frankreich, in Toulouse. Dort ist Unterwasserhockey schon lange bekannt, und ich war sofort davon begeistert", so die Gründerin des Hochschulteams Tatjana Wilk, die gemeinsam mit ihrer Freundin Miriam Asbeck die Münchner Mannschaft ins Leben rief.

Und wie muss man sich das Spiel vorstellen, bei dem Männer und Frauen gemeinsam in einem Team stehen beziehungsweise tauchen? „Ganz einfach: Hockeyspielen – nur unter Wasser", sagt Tatjana grinsend. Zur Ausrüstung zählen: Flossen, Taucherbrille, Schnorchel, Schläger und – ein Handschuh. Ja, richtig gehört, ein Handschuh – „um sich nicht zu verletzen". Dieser soll dabei vor den scharfen Kanten des Beckenbodens und vor gegnerischen Hockeyschlägern im Kampf um den Puck schützen. Genau wie die Schläger, die mittels Stichsäge aus einer Holzplatte geschnitten werden, ist auch jeder Handschuh ein Unikat Marke Eigenbau. Dabei wird ein handelsüblicher Baumarkthandschuh mit Silikon überdeckt, was seinem Träger eine gute Polsterung bieten soll. Spezielles Unterwasserhockey-Equipement gibt es nicht.

Zwischen 20 und 40 Sekunden ohne Luft holen

Unter Wasser treten dann pro Team jeweils sechs Feldspieler und -spielerinnen gegeneinander an, die versuchen den Puck im Tor des Gegners unterzubringen. „Beim Unterwasserhockey kommt es auf Schnelligkeit, Taktik, und Geschicklichkeit an", verrät Tatjana, „und das ist das tolle an diesem Sport." Genauso wichtig ist natürlich die Fähigkeit, den Atem so lange wie möglich anzuhalten. „Wegen der vielen Bewegungsaktionen sind die meisten Spieler ungefähr zwischen 20 und 40 Sekunden unter Wasser, dann heißt's Auftauchen", so Miriam Asbeck.

Aber wie es scheint, geht den Münchner Studenten die Luft so schnell nicht aus, wie sie bei den ersten offiziellen deutschen Meisterschaften im Unterwsserhockey, die im November 2007 in Elmshorn ausgetragen wurden, eindrucksvoll mit dem Titelgewinn bewiesen haben.

Der Mythos ist Namensgeber

Der Name des Teams, „Nereiden und Tritonen", entstammt übrigens der griechischen Mythologie. Nereiden sind Meeresnymphen – die Begleiterinnen des Poseidon, dessen Sohn Triton ebenfalls ein griechischer Gott des Meeres ist. Von Bescheidenheit also keine Spur im Lager der bayerischen Wassersportler.
Stefan Hörhammer

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