Medienpreis für AZ-Autor

Unser Reporter Thilo Komma-Pöllath erhielt für seine AZ-Reportage „Sawubona Bum Bum! – Hallo Boris Becker" den prestigeträchtigen Laureus Medienpreis.
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Die Reportage über seinen Südafrika-Besuch brachte dem AZ-Autor Komma-Pöllath den Laureus-Preis ein: Boris Becker.
dpa Die Reportage über seinen Südafrika-Besuch brachte dem AZ-Autor Komma-Pöllath den Laureus-Preis ein: Boris Becker.

MÜNCHEN - Unser Reporter Thilo Komma-Pöllath erhielt für seine AZ-Reportage „Sawubona Bum Bum! – Hallo Boris Becker" den prestigeträchtigen Laureus Medienpreis.

„Sport hat die Macht, die Welt zu verändern!“ Der freie Journalisten und AZ-Autor Thilo Komma-Pöllath hat das Motto der Laureus-Stiftung besonders gut beschrieben. Für seine am 30. Dezember 2007 im Sportteil der Abendzeitung veröffentlichte Reportage „Sawubona Bum Bum! – Hallo Boris Becker“ gewann der Münchner Journalisten den Laureus Medienpreis in der Kategorie Print. Komma-Pöllath hat für seine Reportage Boris Becker auf dessen Reise in die Towsnhips nach Südafrika begleitet und beschreibt, wie der Tennisheld in eine andere Welt gerät, ein Jugendsportprogramm in Durban besucht, wo mit Hilfe der Laureus-Stiftung 47 Basketball-Plätze entstanden und wie er als Basketballer die Kindern in den Armenvierteln verzückt.

HIER DIE AUSGEZEICHNETE AZ-REPORTAGE

JOHANNESBURG Am letzten Tag seiner Mission schlich Boris Becker aufgeregt im Vip-Raum des altehrwürdigen Ellis Park Stadion in Johannesburg umher. So, als wäre er auf einen besonderen Fang aus. Der kam Minuten später in Person von Nelson Mandela (89). Der Friedensnobelpreisträger quälte sich die engen Treppen hoch. "Wo ist dieser berühmte Gentleman aus Deutschland?", fragte Mandela, Sekunden später nahm er Becker in die Arme. "Boris, du siehst ja noch jünger aus als bei unserem letzten Treffen", scherzte Mandela.

Das Privatmeeting mit Mandela war der Höhepunkt von Beckers Reise nach Südafrika. Drei Tage lang besuchte der Vize-Chairman der Laureus Sport for Good-Foundation ein Jugendsport-Projekt in Durban, um das in die Tat umzusetzen, was Nelson Mandela vor acht Jahren beim ersten Laureus Sports Award den Sportlegenden ins Stammbuch schrieb. "Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern", sagte Mandela damals in Monte Carlo.

Dies ist der Leitspruch der Stiftung, die weltweit Projekte unterstützt, um benachteiligten Kindern in den schlimmsten Krisengebieten wieder eine Perspektive zu geben. Wie sehr Sport das kann, zeigte sich in diesen Tagen am Indischen Ozean, wo Laureus ein Projekt namens "PeacePlayers International" (PPI) unterstützt. Bis heute hat die Non-Profit-Organisation 47 Basketball-Plätze in den ärmsten Schulen der Townships bauen lassen. Mehr als 25 000 Kinder - egal ob schwarz, weiss, braun, indisch-stämmig - konnten daran teilnehmen.

"Basketball ist dafür ideal, weil es in Südafrika keine Vergangenheit hat. Das Spiel ist weder ein weisser Sport wie Cricket noch schwarz wie Fussball", sagt Matt Geschke, der Leiter des Programms. PPI gründete Mannschaften, Turniere und sogar eine eigene Liga, in der die Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren mit ihren Schulen gegeneinander antreten. Denn einen regulären Sportunterricht gibt es nicht, dafür unvorstellbare Armut, Gewalt und gerade in Durban und Umgebung eine Aids-Rate bei den über 18-Jährigen von fast 40 Prozent.

Nicht nur der Drei-Punkte-Versuch zählt, sondern auch Antworten auf Fragen wie: Wie schützt man sich vor HIV? Wie schädlich ist Alkohol? Geschke sagt: "Viele Schuldirektoren wollen von uns gerne einen Basketball-Court gebaut bekommen, aber an unserer 'Lebenshilfe' sind sie nicht interessiert. Aber letztlich geht es doch darum, dass die Kinder aufgeklärt werden, über Aids, Drogen, Gewalt und dass sie zu selbstständig denkenden Menschen erzogen werden."

Umlazi, das grösste Township bei Durban, das zweitgrösste des ganzen Landes. Ob hier zwei oder drei Millionen leben, weiss niemand. Täglich werden es mehr. Die meisten leben in Wellblechhüten, ohne fliessend Wasser. Cwebezela ist eine der Grundschulen, die am PeacePlayers-Projekt teilnehmen, sie haben Boris Becker zu einem Fest eingeladen. Als er in das Eingangstor tritt, erklingt die deutsche Nationalhymne, Schuldirektor Bukhosibakhe Mzolo hat sich die deutsche Fahne um die Hüfte gebunden und Dutzende von Kindern brüllen Becker ihre Vorfreude entgegen: "Sawubona Bum Bum". "Hallo Bum Bum!" Boris' Spitzname aus erfolgreichen Tennistagen hat sich bis in dieses Elendsviertel herumgesprochen.

Sie singen, tanzen, spielen mit und für Boris. Und er mit ihnen. Der Direktor sagt: "Für meine Kinder und mich ist das heute ein historischer Tag. Wir haben Boris in der letzten Woche extra als Schulfach im Unterricht durchgenommen, damit sie alles über ihn wissen. Das werden wir nie vergessen."

Wohl auch Becker so schnell nicht. Cebisele (11), eines der Mädchen, das dank PeacePlayers das erste Mal überhaupt ihr Township verlassen und wenigstens für ein paar wenige Augenblicke ihren bedrückenden Alltag vergessen konnte, nimmt Boris an die Hand und zeigt ihm ihr Zuhause. Cebiseles Mutter erzählt Becker, dass sie bei den letzten Regenfällen auf das Dach klettern mussten, weil die Hütte voll Wasser gelaufen war. Als das Wasser wieder raus war, gingen sie zurück in das modrige Heim - und das Leben weiter. Becker ist sichtlich berührt. "Ein brutaler Reality-Check."

Bevor Boris Cebisele noch mal an sich drückt, bittet er ihren Vater, sie weiterhin zum PeacePlayers-Projekt zu schicken. "Der Sport kann das Leben ihrer Tochter verändern. Daran glaube ich fest." Als er sich von den Dutzenden Kindern, die ihn seit Stunden umringen, verabschiedet, singen sie ihm zu: Goodbye Mulunga, Goodbye Mulunga. Auf Wiedersehen, grosser weisser Mann!

Thilo Komma-Pöllath

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