McLaren schreibt Sepang schon ab

Der dritte Platz von Lewis Hamilton in Melbourne passte so gar nicht in das «Wir-fahren-hinterher»-Mantra von McLaren-Mercedes. Beim zweiten Saisonrennen wollen die Silberfeile nun aber wirklich keine Chance haben.
von  Abendzeitung
Lewis Hamilton hatte sich viel zu sagen mit seinen Ingenieuren in den letzten Runden des Auftaktrennens.
Lewis Hamilton hatte sich viel zu sagen mit seinen Ingenieuren in den letzten Runden des Auftaktrennens. © dpa

Der dritte Platz von Lewis Hamilton in Melbourne passte so gar nicht in das «Wir-fahren-hinterher»-Mantra von McLaren-Mercedes. Beim zweiten Saisonrennen wollen die Silberfeile nun aber wirklich keine Chance haben.

Weltmeister Lewis Hamilton hat sich vor den bärenstarken «Brawnies» verneigt, Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Formel 1 gewarnt. «Die Zwei-Klassigkeit ist nicht gut - die ist in keinem Sport gut», monierte Haug am Dienstag vor dem zweiten Saisonrennen in Malaysia. Der Schwabe forderte angesichts des umstrittenen Diffusors an den Rennwagen des in Australien dominierenden Teams von Ross Brawn sowie von Williams und Toyota: «Man muss ein eindeutiges Reglement haben. Das muss die Zielsetzung sein.»

Die Zeit drängt, eigentlich hätten diese Fragen vor Saisonbeginn geklärt sein müssen. Zwar zollte Silberpfeil-Star Hamilton «Super-Hirn» Brawn und seinem Überflieger-Rennstall «Respekt und Bewunderung» für ihre Entwicklungsleistung. Über die Rechtmäßigkeit der Regelauslegung durch Brawn & Co muss aber am 14. April noch das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes entscheiden. Gibt die Fia für den hinteren Teil des Unterbodens an den derzeit klar überlegenen Brawn-Boliden endgültig Grünes Licht, werden auch die Konkurrenten handeln. Darauf vorbereitet sind sie schon.

Haug: Alles prüfen den Doppel-Diffusor

Man könne sicher sein, dass alle Rennställe den doppelten Diffusor schon jetzt prüfen würden. Erst nach dem Fia-Urteil zu reagieren, wäre zu spät, meinte Haug bei einer Telefonkonferenz. Zumal am 19. April bereits der Große Preis von China und eine weitere Woche später in Bahrain der vierte von 17 WM-Läufen auf dem Programm stehen. Am 10. Mai folgt der Europa-Auftakt in Barcelona, bis dahin wollen die Silberpfeile ihren Rückstand deutlich aufgeholt haben.

«Wir sind ein Weltklasse-Team», meinte Hamilton. Und auch wenn man derzeit nicht vorn stehe, arbeite die gesamte Mannschaft daran, dass man so schnell wie möglich dorthin zurückkehre. «Deswegen bin ich so zuversichtlich», meinte Hamilton. Allerdings noch nicht für das schweißtreibende Kräftemessen im gefürchtet schwül-heißen Malaysia, wo Piloten und Wagen auch noch Wetterkapriolen zusätzlich zu schaffen machen könnten.

«Sepang ist ein härterer Test als der Albert Park»

«Sepang wird ein härterer Test für die Autos als der Albert Park, daher können wir nicht realistisch die Wiederholung der Ergebnisses von Melbourne erwarten», schränkte Hamilton die Erfolgschancen ein. Seinen dritten Platz nach Startposition 18 beim Auftaktrennen bezeichnete er als eines der »unerwartetsten Ergebnisse» seiner noch jungen Karriere in der «Königsklasse».

Auch Haug rechnet bei dem «mühsamen Weg» zurück an die Spitze nicht mit einem kurzfristigen Quantensprung: «Wir werden in Sepang kaum weiter als beim Saisonauftakt am letzten Sonntag in Melbourne sein. Und das heißt ausdrücklich nicht, dass wir erneut Platz drei belegen werden. Mindestens eine Handvoll Teams - wahrscheinlich aber mehr - sind derzeit noch schneller als wir», sagte Haug der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Auch in Malaysia werden wir voraussichtlich also im letzten Drittel der Startaufstellung losfahren.»

Hamilton spart nicht mit Lob für BrawnGP

Während vor allem BrawnGP seine Hausaufgabe trotz lange Zeit ungewisser «Einschulung» in die neue Saison mit Bravour erledigte, müssen die Silbernen ebenso wie Ferrari und die meisten anderen Rennbahn-Rivalen nachsitzen. Im McLaren-Werk in Woking schuften Ingenieure und Aerodynamik-Spezialisten mit Hochdruck an Verbesserungen für den MP4-24, bei dem sich ein zu geringer Abtrieb als wahrer Bremsklotz herausgestellt hat.

Als Klassenbester des Vorjahres sparte Hamilton aber auch nicht mit Lob für das Team von Ross Brawn. «Sie haben über den Winter einen großartigen Job gemacht», meinte der Brite. Der Rest muss nun doppelt schwitzen: Am Wochenende in der Sauna von Sepang und noch länger in den Werken in Europa. (Jens Marx und Claas Hennig, dpa)

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