McCalebb: Was macht der Bayern-Bo?
München - Das Ausreden-Suchen nach Pleiten ist eine Paradedisziplin bei vielen Sportlern, bei der sie zu Höchstleistungen auflaufen, die man lieber auf dem Platz sehen würde.
Bayerns Basketball-Star Bo McCalebb ist da eine rühmliche Ausnahme. „Ich bin erst seit zwei Tagen da, aber das ist keine Entschuldigung. Wir haben verloren. Ihr könnt mir das genauso vorwerfen wie dem Rest des Teams“, sagte der Bayern-Bo, nachdem er mit der Pesic-Truppe sein erstes Spiel gegen den FC Barcelona verloren hatte. Er hatte vor seinem Debüt kaum mit der Mannschaft trainiert und von einem Tag auf den anderen 30 Spielzüge lernen müssen – doch all das führte der 29-jährige Amerikaner nicht an.
Einen Monat ist es bald her, dass einer der besten Aufbauspieler Europas beim FC Bayern unterschrieb. Und jetzt? Der Kontrakt läuft aus. Bleibt der Bayern-Bo? „Sein explosiver Zug zum Korb – da gibt er den Bayern, was die anderen Point Guards nicht haben, weil es andere Spielertypen sind“, lobt Basketball-Kommentator Frank Buschmann. „Familie Pesic wird es mir verziehen: Bis McCalebb kam, gab es für mich diesen etablierten, reinen Point Guard nicht.“ Anders gesagt: Die Bayern brauchen Bo. Nach dem Euroleague-Spiel nächsten Donnerstag gegen Istanbul läuft McCalebbs Vertrag aus. Montag wird’s Gespräche über einen Vertrag bis Saisonende geben. „Erst mal muss er es wollen – und es muss finanzierbar sein“, sagt Geschäftsführer Marko Pesic. „Er ist jemand, der seinen Preis auf dem Markt hat. Es waren zwei NBA-Teams da, die ihn beobachtet haben.“
Im Sommer verhandelte McCalebb bereits mit Vereinen aus der besten Liga der Welt. Zu einer Einigung kam es nicht. Bayern müsste tief in die Tasche greifen, um McCalebb zu halten. „Dazu musst du ein Risiko eingehen“, sagt Pesic, „und der Spieler muss Abstriche machen, er muss eine gewisse Chance in dieser Saison bei diesem Verein sehen. Es muss einiges passen.“
Experte Buschmann ist optimistischer: „Ich glaube, dass McCalebb den Bayern unglaublich guttun wird und mit seiner individuellen Klasse helfen wird. Ich bin mir auch relativ sicher, dass er bis zum Saisonende bleiben wird.“ Auch die finanzielle Belastung hält sich nach Buschmanns Informationen in Grenzen. „Ich glaube – ohne das genau zu wissen –, dass sie ihn für seine Klasse relativ günstig verpflichtet haben. In dem Moment, wo er sagt: Ich will weitermachen, werden die Bayern zuschlagen.“ Ein Topverdiener wäre McCalebb dennoch und müsste Bayern dementsprechend helfen. „Ein bisschen“ hat er das laut Svetislav Pesic bisher getan. „Er muss in einer besseren physischen Verfassung sein.“
Der Trainer schickt Sohn Marko also mit wenig Druck in die Verhandlungen. Dusko Savanovic, im letzten Spiel gegen Turow Zgorzelec mit 31 Punkten überragender Mann, schwärmt dagegen: „Er hat dem Team sehr geholfen. Es ist großartig, dass das Management ihn verpflichtet hat. Er ist schnell und macht unser Spiel schneller, das sieht man. Er ist schnell wie ein Hase.“ Klingt, als würde Savanovic gerne weiter mit McCalebb auf dem Feld stehen. Nach dem Derby gegen Bayreuth am Sonntag (17 Uhr) geht der McCalebb-Poker los.