Maulkorb für Behle

LIBEREC - Sportdirektor Thomas Pfüller hat ein Machtwort gesprochen und Bundestrainer Jochen Behle einen Maulkorb im Langlauf-Trainerstreit verpasst. Dazu gab's im ersten Wettbewerb eine totale Pleite für die deutschen Frauen.
Kurz vor der WM kracht's gewaltig im deutschen Langlauf-Team. „Ich möchte nicht, dass bei der WM über Personaldinge gesprochen wird. Das habe ich Jochen Behle auch klar gesagt“, sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Zugleich kündigte der Sportchef des Deutschen Skiverbandes (DSV) an, nach der Saison die Situation im Frauen-Skilanglauf mit dem in der Kritik stehenden Cheftrainer Ismo Hämäläinen auf den Prüfstand zu stellen.
Behle hatte bei der Nordischen Ski-WM zuvor Hämäläinen als zu weich kritisiert. Der Finne, der die Kritik zurückweist, hatte im WM-Auftaktrennen am Donnerstag überraschend auf die Olympiazweiten Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad verzichtet. Die einzigen beiden deutschen Starterinnen über 10 km verfehlten auf den Plätze 18 (Katrin Zeller) und 32 (Stefanie Böhler) die Top-Ten-Plätze klar und bescherten den deutschen Skilangläuferinnen den schwächsten WM-Start seit zwölf Jahren.
„Es wird nach Ergebnissen abgerechnet und nicht danach, wie fröhlich die Läuferinnen ins Ziel kommen“, hatte Behle erklärt. Auch Pfüller ist mit der Saisonbilanz der Frauen nicht zufrieden: „Natürlich sind die Leistungen nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber jetzt lassen wir erstmal einige WM-Rennen vorbeigehen, und dann können wir nächste Woche darüber reden.“ Der Sportdirektor will spätestens am Montag in Tschechien anreisen und im Langlauf-Streit schlichten.
Hämäläinen war nach der WM 2007 in Sapporo als Frauen-Cheftrainer installiert worden, weil das Team Probleme mit Behle hatte. Sachenbacher-Stehle schwärmt von Hämäläinen: „Ismo ist einer, der die Frauen versteht. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu trainieren. Wir haben super trainiert und sind eine tolle Gruppe. Wir müssen es nur noch zeigen.“
Behle glaubt allerdings nicht an Hämäläinen und will offenbar dessen Ablösung forcieren: „Der Trainer muss die Athleten leiten und mal eingreifen, wenn die Leistungen nicht stimmen. Ich habe selbst in diesem Winter schon dazwischengehauen, man kann ja nicht immer alles laufen lassen.“
Zum Trainer-Krach passt. Im ersten Wettbewerb enttäuschten die deutschen Frauen beim Sieg der Finnin Aino Kaisa Saarinen Katrin Zeller (Oberstdorf) und Stefanie Böhler (Ibach) waren dem 10-Kilometer-Klassikrennen in Liberec ebenso ratlos wie Damen-Trainer Ismo Hämäläinen. Die Plätze 18 und 32 und vor allem Mega-Rückstände machten am Donnerstag einen völlig misslungenen WM-Auftakt der Langläuferinnen perfekt.
„Ich brauche nicht herumzureden: Ich hatte mir mehr erwartet“, sagte Böhler, die sich in dieser Saison zur deutschen Läuferin Nummer eins entwickelt hatte. Eine Krankheit vor drei Wochen hatte die Schwarzwälderin zu einer Zwangspause verurteilt. In der Kürze der Zeit konnte sie den Trainingsausfall nicht kompensieren. „Den Körper kann man nicht überlisten. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn ich gleich topfit hier aufgelaufen wäre. Mit Gewalt ist eben nichts zu machen“, betonte Böhler, die vor allem über ihren Rückstand erschrocken war. 2:41 Minuten waren des Guten zu viel. „Das war brutal viel Rückstand. Die Zeit hat nach der Krankheit einfach nicht gereicht“, versuchte Hämäläinen den Einbruch zu erklären.
Er selbst, noch am Tag zuvor von Bundestrainer Jochen Behle wegen seines Saisonaufbaus und die Form der Damen kritisiert, hatte höhere Ziele. „Ich hatte beide unter den besten Zehn erwartet. Es war nicht unser Tag. Auch Katrin hat mit 1:41 Minuten mindestens 40 Sekunden zu viel Rückstand“, meinte der Coach und ging auf Behles Kritik ein. „Jede Sportlerin motiviert sich doch selbst am besten. Ich als Trainer kann sie dabei nur unterstützen. Vielleicht sind die Grenzen meiner Gutmütigkeit weiter ausgelegt als die anderer Trainer“, sagte der Finne, der die Nichtnominierung von Claudia Nystad (Oberwiesenthal) und Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) verteidigte. „Beide sollen sich voll auf die Doppelverfolgung am Samstag konzentrieren. Zudem haben die Ergebnisse im klassischen Bereich bei Claudia Nystad in diesem Winter nicht gestimmt. Da brauchte ich sie hier auch nicht einzusetzen“, sagte Hämäläinen.
Sowohl Böhler als auch Zeller wollen den WM-Auftakt schnell vergessen. „Jetzt heißt es: abhaken und nach vorn schauen“, meinte Zeller, und Böhler kündigte an: „Wir müssen jetzt locker bleiben und beim nächsten Rennen wieder richtig Gas geben. Man kann ja nicht immer so herumschleichen.“